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Filmkritik

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Gesehen: The Intruder (2004) - Kolonialismus essen Seele auf

Echos schlagen durch das Dickicht der verblassenden und verdrängten Erinnerungen Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Gesehen: The Intruder (2004) - Kolonialismus essen Seele auf
Foto: Pyramide International

Die koloniale Schuld hat das Herz dieses Mannes zerfressen. Seine Taten von damals™ auf Tahiti hallen bis ins Frankreich von heute – oft als Echo vermeintlich wahlloser Geräusche, die durch das Dickicht der verblassenden und verdrängten Erinnerungen Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen.

Doch nicht nur Klänge wiederholen sich, auch die Verfehlungen des Mannes, die er nie für sich aufgearbeitet hat und es dafür jetzt, an seinem Lebensende, längst zu spät ist.

Während seiner jüngeren Jahre auf Tahiti zeugte er mit einer Frau einen Jungen. Doch er ließ beide sitzen, lernte seinen Sohn nie kennen. In Frankreich hat sich sein anderer

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Gesehen: No Fear, No Die (1990) - Hahnenkampf um die Karotte

Der Kolonialismus ist nicht Geschichte, er hat sich nur verlagert.

Gesehen: No Fear, No Die (1990) - Hahnenkampf um die Karotte
Foto: Pyramide International

Der Kolonialismus ist nicht Geschichte, er wird hier nur verlagert. Menschen aus den ehemaligen französischen Kolonien werden mit dem Versprechen einer besseren Zukunft, eines sichereren Lebens, der Absicherung der Familie in der Heimat nach Frankreich gelockt.

Die Behauptung, „einen Haufen Asche" machen zu können, wird diesen Menschen wie die Karotte an der Angel dem Esel vorgehalten. Damit einher geht jedoch die Verschleierung dessen, wer hier eigentlich weiterhin am längeren Hebel sitzt, wie steil das Machtgefälle wirklich ist und wer hier wen tatsächlich ausnimmt.

Der Deal ist gar kein Deal, sondern ein einseitiges Diktat der Bedingungen, die sich jederzeit völlig willkürlich

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Gesehen: L’Argent (1983) - Symptombekämpfung

So finster und abgründig dieser Film unter anderem dadurch wirkt, so groß ist dann wiederum doch das Grundvertrauen, das hier den Menschen entgegengebracht wird.

Gesehen: L’Argent (1983) - Symptombekämpfung
Foto: Marion’s Films, Eôs Films, France 3 Cinéma, LaCinetek

Geld an sich ist ja durchaus paradox. Der von uns ihm zugeschriebene Wert ist rein virtuell und steht in der Regel in krassem Widerspruch zum tatsächlichen Materialwert. Genau dieser Widerspruch produziert ein total interessantes Spannungsfeld. Denn wie kann etwas materiell so Wertloses eine derart große Macht über uns haben bzw. zum Hebel der Mächtigen werden?

Das Kapital – bei Bresson sozusagen auch wortwörtlich – hält ein System der Ungerechtigkeit, in dem Armut bestraft wird, aufrecht. Die Reichen und damit die Mächtigen werden nicht von Staat und einem Großteil der Gesellschaft zur Rechenschaft gezogen. Bekämpft werden lediglich die Symptome dieses Unrechtssystems und dieser

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Gesehen: Vice is Broke (2024) - David Carr fehlt

Bankrott ist nicht nur „Vice", sondern in diesem Film auch Haltung und journalistisches Handwerkszeug.

Gesehen: Vice is Broke (2024) - David Carr fehlt
Foto: Mubi

Es gibt mitten in diesem Film ein paar kurze Archiv-Ausschnitte, in denen David Carr beim Interview mit Shane Smith und ein paar anderen Vice-Head-Honchos zu sehen ist. David Carr fehlt als scharfe Feder im Medienjournalismus und Handwerk vor allem diesem Dokumentarfilm.

Denn Eddie Huang fehlt ganz offensichtlich das notwendige Handwerkszeug, die Geschichte von Vice und den Gestalten dahinter über die eigenen Befindlichkeiten hinaus aufzuarbeiten. Die Ironie der Geschichte ist also: VICE IS BROKE scheitert genau daran, womit auch Teile von Vice permanent zu kämpfen hatten – fachliches Unvermögen und überzogene Personalisierung.

Er lässt vor allem alte Weggefährt*innen und Vice

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Gesehen: Diary of a Country Priest (1951) - Gegen die Verzweiflung anschreiben

Irgendwann spuckt jede*r Blut...

Gesehen: Diary of a Country Priest (1951) - Gegen die Verzweiflung anschreiben
Foto: Union Générale Cinématographique

Es steckt unheimlich viel in der Anordnung der Geschichte, aber am eindrücklichsten sticht für mich hervor, wie das Machtkonstrukt Kirche unter dem Gewicht der eigenen Lügen und Ansprüche zusammenbricht.

Es geht gar nicht so sehr um den Glauben, sondern um das institutionalisierte System dahinter, das den Verlust der eigenen Macht zu spüren bekommt. Denn einen verunsicherten Priester ins hinterletzte Kaff zu schicken, in dem die Menschen inklusive sich selbst an gar nichts mehr glauben, ist an Verzweiflung kaum zu überbieten.

Der Priester bekommt dort an eigenem Leib und eigener Seele zu spüren, dass die Welt, an deren Aufbau er bisher

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Gesehen: The Devil, Probably (1977) - Bressonsche Hyperrealität

Mark Fisher und Anton Jäger hätten ihre helle Freude gehabt...

Gesehen: The Devil, Probably (1977) - Bressonsche Hyperrealität
Foto: UCM.One

Mark Fisher und Anton Jäger hätten wahrscheinlich ihre helle Freude mit diesem Film gehabt – oder hatten sie angesichts des Erscheinungsjahres vielleicht sogar.

Es ist jedenfalls richtig unangenehm im allerproduktivsten Sinne, der Konstruktion dieser bressonschen Hyperrealität beizuwohnen. Zuzuschauen, wie sämtliche Zwischentöne, jegliche Graustufen Stück für Stück einem dichotomen Weltbild weichen.

Wenn alles vergeblich und egal ist, nichts mehr erstrebenswert scheint, dann macht sich einfach finsterster Nihilismus breit, der einem Menschen jeglichen Raum für Empathie raubt. Existenzen verpuffen im hyperpolitischen Nichts.

★★★½☆

🇫🇷, R: Robert Bresson, D: Antoine Monnier, Tina Irissari, Henri de Maublanc, Laetitia Carcano, Nicolas Deguy, Régis Hanrion, Geoffroy Gaussen, Roger Honorat,
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