Apples The New Look hat mich wirklich total am Haken. Die Serie ist nicht nur fantastisch fotografiert, sie eröffnet mir auch für mich als Modebanause neue Perspektiven: Mir war bisher nämlich gar nicht klar, dass das C in Chanel für Collaboratrice steht. Coco Chanel war tatsächlich Agentin der Nazis. Ich finde das hoch spannend und werde wohl nach dem Durchlesen meines aktuellen Romans zumdest mal in Hal VaughansGeschichte reinlesen.
Mileva Marić oder Elisabeth Hauptmann blieben unbekannt, ihre Leistungen für Wissenschaft und Kultur verschwiegen. Das habe Auswirkungen bis heute, sagt Leonie Schöler. Die Historikerin hat Biografien von einflussreichen Frauen zusammengetragen.
Zwerge auf den Schultern von Riesinnen. Zum ersten Mal habe ich dazu durch den Beitrag vom Matilda-Effekt gehört – also von dieser Form der Beschreibung dieser systemischen Probleme.
Nach ein paar Jahren Pause habe ich tatsächlich mal wieder die Oscars live gesehen. Der vorgezogene Beginn der Veranstaltung hat mir das Leben gerettet, glaube ich. All-Nighter schaffe ich langsam nicht mehr. Die wie eigentlich meistens lahme Show ist auch nicht unbedingt zuträglich.
Meine vier Takeaways des Abends:
Steven Gätjen ist großartig, verdient höchsten Respekt und nimmt hoffentlich meine Entschuldigung an.
Der total sympathische Ludwig Göransson, der für den OPPENHEIMER-Score seinen zweiten Oscar mit nach Hause genommen hat, hat auf dem Roten Teppich den Musiktipp des Abends gegeben: Black Coffee.
Ludwig Göransson hat außerdem so ziemlich alles an Musik für eine meiner Lieblingsserien geschrieben: Community. (via Emily St. James)
Nächstes Jahr höre ich vielleicht mal mehr auf mein Herz. In 19 der 23 Kategorien habe ich jeweils eine Prediction und meinen persönlichen Wunsch abgegeben. Das Ergebnis: 7 von 19 und 9 von 19. (Gewinner*innen in der Wikipedia)
Eigentlich wollte ich dieses Blog nicht nur dazu nutzen, mein Letterboxd-Profil zu spiegeln. Aber so ist es in den vergangenen Wochen und Monaten trotzdem irgendwie gekommen. Seit ein paar Tagen steuere ich deshalb gegen und halte wieder mehr Dinge fest, die ich im Moment bereichern und aus den verschiedensten Gründen beschäftigen. Mir gefällt immer noch der Gedanke vom Blog als Tagebuch, nur eben ohne diesen verkitschten „Liebes Tagebuch“-Charakter und mehr als Sammlung von Dingen, die ich toll finde, gedacht. Damit möchte ich weiter experimentieren.
Nun, vor einer Woche habe ich noch über das Ende meiner Xten Gratismonate Apple TV+ geschrieben. Aber es scheint, als ob dort niemand ein wirkliches Interesse daran hat, tatsächlich zahlende Abonnent*innen dazuzugewinnen. Jedenfalls gibt es gerade (mal wieder) zwei weitere Monate kostenlos – auch für zurückkehrende Kund*innen. Dafür, dass Apple TV+ als Premium-Dienst, der auf Qualität statt Quantität setzt, positioniert wird, wird der Service erstaunlich regelmäßig regelrecht verramscht.
Das wars, meine Gratismonate Apple TV+ sind vorüber. Auf den letzten Metern habe ich noch die erste Staffel Hello Tomorrow! mit Billy Crudup durchgeschaut. Zu Release gab es lediglich lauwarme Kritiken, aber mir haben die zehn Episoden gefallen. Ich habe einfach einen Soft Spot für Retrofuture. Dass mein kritisches Auge noch funktioniert, habe ich dann direkt bei High Desert bemerkt. Die Zeit hätte noch für alle Episoden gereicht, aber ich konnte mich einfach nicht dazu bringen. Ich mag Patricia Arquette wirklich sehr, aber das ist wirklich auf ganzer Linie erzwungener Quatsch.
Statistisch betrachtet habe ich mehr als einen Film pro Tag geschaut, ein ordentliche Serien-Pensum hinter mir, gelesen und auch eine ordentliche Menge Podcasts gehört. Das lässt sich nämlich besonders gut beim Backen machen. Das habe ich irgendwie für mich entdeckt. Ich bin ein überaus lausiger Bäcker und selbst einfachste Rezepte müssen mir erstmal gelingen. Aber gerade habe ich damit richtig viel Spaß und eine für mich neue Art der hobbymäßigen Stimulation gefunden. (Vielleicht teile ich hier irgendwann auch mal ein paar Ergebnisse. Vorher übe ich aber noch ein bisschen 😅)
Coole Idee, auf die ich gestoßen bin: Das Projekt WikiFlix sammelt frei lizenzierte und gemeinfreie Filme in einem netflixartigen Interface. Das hat natürlich noch viel Potenzial nach oben, ist aber schon jetzt so viel besser als direkt im Internet Archive durch den Datenwust zu wühlen. Wikimedia Deutschland hat das Projekt in einem Blogpost auch noch mal genauer beleuchtet.
(Anmerkung zum Screenshot oben: In der „Female Directors“-Kategorie ist direkt Leni Riefenstahls NS-Propagandafilm TRIUMPH DES WILLENS (1935) zu sehen. Ich finde es immer schwierig, solche Werke ohne entsprechende Einordnung zu präsentieren. Die findet hier zwar im Beschreibungstext statt, aber das ist natürlich nur sehr knapp.)
Als vor mehr als zehn Jahren Hayao Miyazakis bis dato letzter Film WIE DER WIND SICH HEBT (2023) erschien, konnte ich mich irgendwie noch nicht so richtig gut auf Animes einlassen. Das kam erst in den vergangenen Jahren. Die Filme von Studio Ghibli mochten dafür die offensichtliche Wahl gewesen sein, aber gut ist eben gut. Ob ich jedoch jemals in den Genuss eines neuen Miyazakis auf der großen Leinwand kommen würde, war über weite Strecken mehr als unsicher. Und dann kam DER JUNGE UND DER REIHER (2023), der mich am Wochenende wirklich völlig umgeblasen hat.
Ansonsten habe ich weiterhin rege von meinem Gratisabo Apple TV+ Gebrauch gemacht. Slow Horses bleibt auch in Staffel 3 eine der besten modernen Spionagethriller. Außerdem hatte ich doch ganz gut Spaß mit Monarch: Legacy of Monsters, obwohl mit das Monsterverse weitestgehend kaltlässt.
Am Sonntag mit nach Angaben der Veranstaltenden etwa 60.000 Leipziger*innen zusammen den rechten Arschlöchern gezeigt, dass für sie hier und überall sonst kein Platz ist.
Den Redebeitrag des ehemaligen Pfarrers an der Thomaskirche Leipzig, Christian Wolff, habe ich als besonders stark empfunden.
Jeder, der mit dem Gedanken spielt, AfD zu wählen, soll sich klar machen, dass er sich damit den Metzgern ausliefert, die auf ihrem Hackbrett die demokratischen Rechte zerstückeln. Und jeder, der meint, wählen lohnt sich nicht, soll sich klar machen: Wenn Du nicht wählst, wählst du diejenigen, die Du garantiert nicht willst – und keiner kann wollen, dass die AfD auch nur eine Stimme erhält.
In den hell erleuchteten Speisesaal eines Landhotels nahe Potsdam treten nach und nach gut zwei Dutzend Menschen. Manche sind Mitglied bei der AfD, ein führender Kopf der Identitären Bewegung ist dabei. Manche sind Burschenschafter, dazu Bürgertum und Mittelstand, Juristen, Politikerinnen, Unternehmer, Ärzte. Auch zwei CDU-Mitglieder sind dabei, Mitglieder der Werteunion.
Geht auf die Straße, schreibt euren Abgeordneten, unterzeichnet Petitionen, redet gegen rechtes Gedankengut in eurem Umfeld an, geht wählen, unterstützt demokratische Initiativen! Immer und immer wieder!
(Es wirkt befremdlich, diese Thema an meinen wöchentlichen Medienmenü-Post zu hängen. Aber ich habe diese Fläche nunmal auch als einen Platz dafür auserkoren, was mich in der vergangenen Woche beschäftigt hat. Außerdem hat es auch Einfluss auf meinen Konsum gehabt – siehe 2 ODER 3 DINGE, DIE ICH VON IHM WEISS, JUDGMENT AT NUREMBERG und Andor.)
In der ersten Woche des neuen Jahres ist der Social-Media-Weltschmerz irgendwie nochmal in mir emporgestiegen. Es gibt nach wie vor Seiten, auf denen ich gerne mitspiele, mich mitteile und austausche. Die sind hier im Blog auch oben im Menü zu finden. Trotzdem denke ich immer wieder mal über den de facto Tod Twitters mit der Übernahme durch Elon Musk nach. Seit 2009 war ich dort, habe es gerade in meinen ersten Jahren wirklich geliebt. Und dann war das einfach alles kaputt. Auch deshalb habe ich mir dieses Blog eingerichtet – um einen Rückzugsort im Netz zu haben, den ich kontrolliere.
Nun habe ich damit begonnen, meine Gedanken zu gesehenen Filmen nicht mehr nur auf Letterboxd aufzuschrieben und das dann hier zu verlinken, sondern den kompletten Text auch hier zu spiegeln. Der Backlog wird auch Stück für Stück hereintröpfeln. Das ist aber ein größeres Projekt, weil jeder aus meinem Letterboxd-Datendump importierte Post noch ein paar kleine händische Anpassungen braucht, bevor er hier livegehen kann.
Den Indieweb-Gedanken von POSSE – Publish (on your) Own Site, Syndicate Elsewhere – finde ich immer ansprechender. Einen Strich durch die so verheißungsvolle Rechnung machen dann aber Buden wie Instagram/Threads, wo sich zum Beispiel Links nicht gescheit posten lassen bzw. es noch gar keine Möglichkeit gibt, direkt von WordPress aus via API Inhalte zu posten.
Zum ersten Mal seit vielen Woche kann ich hier keine einzige gesehene Serienfolge festhalten. Es wollten noch ein paar sehr lange Podcastfolgen durchgehört werden 😅 Außerdem habe ich bereits das erste Buch dieses Jahres durchgelesen, das nächste begonnen und gerade einfach sehr vom Lesen an sich verzaubert. (Eine Anmerkung aus dem Maschinenraum: Ich höre damit auf, hier jede gelesene Buchseite anzugeben. Das ist mir mittlerweile doch zu klein-klein.) Und wie im für mich durchaus erschreckenden Blick auf mein Podcastjahr 2023 angesprochen, habe ich viele Abos über Bord geworfen und bin von 42 auf 24 runtergegangen.
Dieser über allem hängende Nebel der mal mehr und mal weniger diffusen Bedrohung hat mich schon gepackt. Emma Cline lässt den aus Richtung unseren Wissens über patriarchale Realitäten über ihrer Protagonistin aufziehen, spricht die Bedrohungslage jedoch nur selten explizit an. Gemischt mit der ökonomischen Abwärtsspirale, in die ihre Protagonistin offenkundig geraten ist, liegt so eine konstante Spannung in der Luft, die – im allerbesten Sinne – wahnsinnig unangenehm ist. Denn die Zukunftsvision der Protagonistin hat nur wenig mit Erlösung und Befreiung zu tun. Wer permanent auf Eierschalen laufen, eine Maske tragen und eine Rolle spielen muss, ist nicht frei, sondern eine leere Hülle aus Fleisch, die andere nach Gutdünken mit ihren Vorstellungen füllen können und werden. Sehr oft musste ich dahingehend an Bong Joon-hos meisterhaften Film PARASITE (2019) denken, in dem die Protagonist*innen zunächst in der Hoffnung auf ökonomischen Aufstieg alles daran setzen, sich unterwerfen zu dürfen und nicht erkennen, dass dabei nicht sie, sondern nur der Kapitalismus und seine Vasallen profitieren.
Hinter mir liegt ein Jahr, in dem ich es mir vorgenommen und auch geschafft habe, wieder regelmäßig zu lesen. Da ich im Gegensatz zu Filmen wirklich keine Ahnung habe, welchen Stimmen ich vertrauen kann, habe ich einfach queerbeet „viel“ ausprobiert. Nicht fehlen durften dabei Der Mauersegler von Jasmin Schreiber und Vor dem Fest von Saša Stanišić. Ihr Marianengraben und sein Herkunft haben mich damals™ durch die ersten Pandemiewochen begleitet. Hier im Blog habe ich zu beiden und auch allen anderen gelesenen Büchern meine Gedanken niedergeschrieben. Für 2024 bin ich als großer Freund dieser Art des Medientrackings noch auf der Suche nach einer guten Goodreads-Alternative. Aktuell finde ich The StoryGraph ganz okay und probiere das mal aus.
Zum Ende meines Medienjahres ist die Liste gar nicht mehr so lang. Während der Feiertage ist bei mir traditionell immer sehr wenig Zeit für Kultur. Immerhin habe ich noch Molly Manning Walkers grandiosen HOW TO HAVE SEX einschieben können, der es auch prompt noch unter meine 15 Lieblinge des Jahres 2023 geschafft hat. Im Zug konnte ich die aktuelle Staffel von The Morning Show abschließen. Gelohnt hat sich das wirklich nur, um die Verspätungsminuten irgendwie zu füllen. Diese Staffel reduziert ihre Themen wirklich auf dümmstmögliche Weise auf komplett überzeichnete interpersonelle Konflikte.
Außerdem: Bin ich jetzt auch BookTok zum Opfer gefallen? Jedenfalls ist mir ein Video des von mir sehr geschätzten Comedians Anthony Jeselnik reingespült worden, in dem er seine zehn Lieblingsbücher dieses Jahres elevatorpitcht. Ein paar habe ich einfach mal auf die Leseliste gepackt und eins direkt angefangen – und bisher nicht bereut!
In diesem Sinne: Einen guten Start in’s neue Jahr!
In der zurückliegenden Woche habe ich eine Entscheidung getroffen: Emily Brontës Wuthering Heights lese ich vorerst nicht weiter. Zwar hat mich vor allem die Form der Erzählung durchaus in ihren Bann gezogen, aber irgendwann hat sich auch das für mich ziemlich ausgetreten angefühlt. Im neuen Jahr suche ich mir dann ein neues Buch aus, um wieder neuen Schwung in mein Leseverhalten zu kriegen – denn das hat mit Wuthering Heights total gelitten, weil ich nicht mehrere Bücher gleichzeitig lesen kann/will und bisher irgendwie das Gefühl hatte, alle angefangenen auch beenden zu müssen.
Podcaster Khesrau Behroz auf der re:publica 23, Bild von Jan Zappner für die re:publica, lizensiert unter CC BY-SA 2.0
Irgendwie bin ich gerade erstaunlich gewillt, meine Podcast-Abos etwas durchzumischen. Versucht habe ich das unter anderem mit FOMO – Was habe ich heute verpasst?, der dreimal wöchentlich zusammenkehren will, was so an News durch die Timelines rauscht. Ich bin ganz klar nicht mehr Zielgruppe. Aber trotzdem… Die Ansprechhaltung der Host*innen ist dermaßen gekünstelt locker, dass ich das trotz interessanter Inhalte einfach nicht über drei Ausgaben hinaus ausgehalten habe. Total abgeholt fühle ich mich hingegen von Tekkal & Behroz. Der fühlt sich – natürlich auch der Tatsache geschuldet, dass hier zwei Menschen miteinander reden – viel mehr nach Augenhöhe an. Außerdem ist mein Eindruck, dass mich diese beiden Perspektiven wirklich bereichern. Abo-Empfehlung!
Mesut Özil 2011 im Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft, Bild von Steindy, lizensiert unter CC BY-SA 3.0
Früher war ich einer dieser unangenehmen Kandidaten, die es unbedingt offen vor sich hertragen mussten, wie wenig sie sich für Fußball interessieren und wie egal ihnen dieser ganze Zirkus ist. Dieses Gehabe habe ich hinter mir gelassen, an meiner Haltung zum Fußball hat sich jedoch wenig geändert. Und trotzdem habe ich mich auf den neuen Podcast SchwarzRotGold: Mesut Özil zu Gast bei Freunden aus dem Hause Undone eingelassen, der sich – Überraschung – um den ehemaligen Nationalspieler Mesut Özil dreht. In dessen Geschichte kulminieren nämlich zahlreiche Probleme unserer Gesellschaft.
Es ist eine Geschichte geprägt von Rassismus und Xenophobie auf der einen Seite und auf der anderen Seite von der Frage nach dem Umgang mit dem einstigen deutschen Fußballhelden, der sich heute bereitwillig mit dem Autokraten Recep Tayyip Erdoğan fotografieren lässt und sich auf Instagram offen mit einem Tattoo der rechtsextremistischen Grauen Wölfe zeigt. Khesrau Behroz zeichnet Özils Weg nach, spricht mit vielen Wegbegleiter*innen und versucht, Ordnung in die komplexe Gemengelage zu bringen. Das gelingt meiner Meinung nach so gut, dass ich alle bisher verfügbaren Episoden hintereinanderweg angehört habe und nun gespannt auf die finale Folge warte.
Mein Medienmenü – Woche 48/2023 & Caspar David Friedrich
Caspar David Friedrichs „Die Lebensstufen“ im MdbK Leipzig
Im Museum der bildenden Künste Leipzig ist gerade (und noch bis zum 17. März 2024) eine ausgezeichnete Ausstellung mit Werken der 2021 gestorbenen Fotografin Evelyn Richter zu sehen. Wahnsinnig stark hat sie unter anderem Arbeiterinnen in der DDR eingefangen oder etwa das einfachste Leben im Thüringen der 1950er festgehalten. Besonders letztere Bilder haben mich – im allerbesten Kunstsinne – ziemlich irritiert. Das liegt daran, dass sie fast schon eine übergriffige Qualität haben – die Kamera als Invasor, als Fremdkörper, auf den der anvisierte Organismus gerade noch eine Reaktion abwägt.
Wirklich umgehauen hat mich dann aber Caspar David FriedrichsDie Lebensstufen, das derzeit als Teil der hauseigenen Sammlung ausgestellt ist. Diese Klarheit, dieser Weitblick, diese Kontraste, dieses Spiel mit Dunkelheit und Licht, dieser sich auch in Zusammenwirkung mit Wandfarbe und Rahmen entstehende Sog… Ich überlege ernsthaft, mir nur wegen dieses Bildes eine Jahreskarte zuzulegen, um regelmäßig direkt auf diesen Horizont blicken zu können…
Jens Wawrczeck aka Peter Shaw von Die drei ??? (r.) zusammen mit der fürs Filmprogramm der Cinémathèque verantwortlichen Katharina Franck (l.)
Was war ich traurig, als in Leipzig die Pläne für ein eigenes Filmkunsthaus scheiterten. Dass danach irgendwie auch die Cinémathèque aus meinem Wahrnehmungshorizont wieder verschwunden ist, kann ich eigentlich niemandem – inklusive mir – glaubhaft erklären. Aber diese Woche, da habe ich sie wiederentdeckt! Denn einen Hitchcock auf großer Leinwand bekommt man in dieser Stadt nicht allzu oft zu sehen. „Rahmenprogramm“ war Hitchcock-Fan und Die drei ???-Sprecher Jens Wawrczeck. Zwar bin ich als cinephiles Wesen kein sonderlich großer Freund von Filmeinführungen – ich ergründe lieber erstmal selbst, ohne vorab auf eine bestimmte Bahn geschubst zu werden –, aber in dem Fall ging das schon klar. Und jetzt habe ich die Cinémathèque – neuerdings auch mit höchsteigener Spielstätte, also sozusagen einem kleinen Filmkunstladengeschäftchens – wieder auf dem Schirm. Und die ist wie ich am Kino als Diskursraum interessiert.
Anyways… Auch abseits von Hitchcock kann ich mit meiner dieswöchigen Filmauswahl (mit einer Ausnahme) ziemlich zufrieden sein. Cool, dass BOTTOMS jetzt auch hierzulande zu sehen ist. Schade, dass er kein Kinofenster spendiert bekommen hat und bei Prime Video fast schon nebenbei ins Programm geworfen wurde. Anschauen lohnt sich!
Geschaut habe ich außerdem den von Kim Frank zusammengeorgelten Doku-Dreiteiler über die Band Echt, deren Frontman er damals™ (1994-2002) war. Der hat mich erstmal zwiegespalten zurückgelassen. Denn zuallererst ist der Untertitel Unsere Jugend fast schon vermessen, weil die gewählte Perspektive durch und durch nur seine Jugend ist, er in erster Linie über seine Freunde und Bandkollegen Kai Fischer, Andreas Puffpaff, Florian Sump und Gunnar Astrup spricht und mit ihnen bis auf wenige Minuten gar kein richtiger Dialog stattfindet – obwohl eine der zentralen Erkenntnisse der Doku ist, dass ein besserer Austausch miteinander manche Probleme besser zu bewältigen gemacht hätte. Und trotzdem sind die drei Teile keine übele Egoshow, sondern irgendwie auch eine gelungene Reflektion des frühen Ruhms.
Naja, und dann brach sie aus mir heraus, die plötzliche und mir unerklärliche Sehnsucht nach einem Rewatch von The O.C., was ich dann auch sofort umgesetzt habe. Joyn hat alle vier Staffeln (sogar im O-Ton) im werbefinanzierten Teil des Angebots!