Der Border Collie aus ANATOMIE D’UNE CHUTE hat eine eigene Letterboxd-Seite und I’m all here for it 🤍 Außerdem hat Messi einen wirklich bestechenden Filmgeschmack!
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„Anatomie eines Falls“-Collie mit eigener Letterboxd-Seite
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Danger Dan – Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt (Volkstheater Wien Version)
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Gesehen: Dealer (1999)
(DE), R: Thomas Arslan, D: Tamer Yiğit, Birol Ünel, İdil Üner, [Wikipedia]
DEALER ist wirklich ein herausragendes Stück Kino, das sich nie den Zwängen und Konventionen sogenannter Milieustudien unterwirft oder diesen Teil der deutschen Gesellschaft gar exotisiert. Thomas Arslan erzählt konsequent die migrantische Perspektive, damit vom ökonomischen Druck bzw. den ökonomischen Verhältnissen und von Existenzen, die in der Folge permanent auf Messers Scheide stehen, bei denen die Abwärtsspirale Normalität ist.
Jede Kleinigkeit kann dich erst in Haft und dann in den Abschiebeflieger bringen. Plötzlich ist es egal, ob du beim Ladendiebstahl erwischt wirst, weil das Geld am Ende des Monats wieder nicht gereicht hat, oder von der Polizei beim Dealen on Koks hopsgenommen wirst. Der Staat redet sich ein, mit dir ein Problem gelöst zu haben, hat aber letztlich nur das Symptom einer gänzlich strukturellen Unwucht bekämpft. An den Verhältnissen ändert sich nichts, denn alle treten nur nach unten, um das eigene Abrutschen zu verhindern.
„Seltsam, wie sich alles ändert“ – mit diesen Worten von Can (Tamer Yiğit) endet DEALER. Für ihn ist nun alles anders. Aber die Welt und die Machtverhältnisse darin, die bleiben wie in Beton gegossen.
★★★★☆
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Gesehen: Sanctuary (2022)
(FR/US), R: Zachary Wigon, D: Margaret Qualley, Christopher Abbott, [Wikipedia]
Ein stylishes Machtspiel, dass die Machtverhältnisse wenig überraschend kippen lässt bzw. verschiebt, dabei jedoch clever vermeintlichen Machtmissbrauch zur Waffe gegen patriarchale Strukturen macht. Am Ende steht nichts, was man als filmische Utopie bezeichnen könnte – zu kantenlos, zu versöhnlich und zu sehr auf Einigkeit bedacht lässt uns der Film mit unseren Gedanken zurück.
★★★☆☆
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Gesehen: Between the Lines (1977)
(US), R: Joan Micklin Silver, D: John Heard, Lindsay Crouse, Jeff Goldblum, Jill Eikenberry, Bruno Kirby, Gwen Welles, Stephen Collins, [Wikipedia]
Die Party ist vorbei. Aber war es wirklich jemals eine Party? BETWEEN THE LINES ist fast 50 Jahre alt und zeigt, dass Zeit ein flacher Kreis ist. Journalismus wird nur so lange als unabdingbar für die Demokratie und eine freie Gesellschaft betrachtet, wie er sich selbst tragen kann, Medienkonzerne sich ihn leisten wollen, weil er Gewinn abwirft. Doch wenn sich der ökonomische Wind dreht, wird kritischer und unabhängiger Journalismus schnell auf die Schlachtbank der sogenannten Shareholder gezerrt. Es ist damals wie heute absurd, dass Menschen, die sich für diesen Beruf und damit einhergehende radikale Einschnitte bei Freundschaften, Beziehungen und Freizeit, entscheiden, wie Nutztiere behandelt werden.
★★★½☆
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Gesehen: Pauline à la Plage (1983)
(FR), R: Éric Rohmer, D: Amanda Langlet, Arielle Dombasle, Pascal Greggory, Féodor Atkine, Simon de La Brosse, Rosette, [Wikipedia]
Für mich kreist der Film um diese eine wunderbare Szene, in der Marion, Pierre, Henri und Pauline zum ersten Mal zusammensitzen und sich über die Liebe unterhalten. Während die Erwachsenen versuchen, jede noch so kleine Gefühlsregung zu intellektualisieren, allem möglichst philosophisch zu begegnen und Liebe, Lust und Verlangen mit klaren Regeln eine gewisse Logik aufzuzwingen, sitzt Pauline fast schon gelangweilt herum und schweigt weitestgehend. Was dann jedoch immer klarer wird: Sie tut das nicht, weil sie zu naiv oder unwissend ist. Sie tut das, weil sie als einziger Mensch im Raum sowohl einen klaren Verstand als auch ein klares Herz hat.
★★★★☆
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Gesehen: Stars at Noon (2022)
(FR), R: Claire Denis, D: Margaret Qualley, Joe Alwyn, Benny Safdie, [Wikipedia]
Ich bin immer wieder fasziniert und beeindruckt von Claire Denis’ unablässigem und unermüdlichem Bohren in kolonialen Vergangenheiten und neokolonialistischen Verbrechen. Ich kenne niemanden, der sich dieser Themen mit solch großer Ruhe und Zurückhaltung, so elegant, feinsinnig und klug annimmt – immer mit dem scharfen Blick auf großkapitalistische Konzerne und staatliche Akteur*innen, die politische Instabilität ausnutzen, um Mensch und Boden nahezu ungestraft auszubeuten sowie ihre nicht demokratisch legitimierte Macht weiter auszubauen – in STARS AT NOON auf dem regelrechten Spielfeld Zentralamerika und in gewohnt melancholischem Dahinplätschern.
★★★★☆
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Gesehen: Favolacce (2020)
(IT/CH), R: Damiano D’Innocenzo, Fabio D’Innocenzo, D: Elio Germano, Giulietta Rebeggiani, Gabriel Montesi, Justin Alexander Korovkin, Barbara Chichiarelli, Lino Musella, [Wikipedia]
Ich habe mich dabei ertappt, wie ich innerlich ein paar Mal „italienische Ruben Östlund hehehehe“ zu mir selbst gesagt habe. Und damit ist eigentlich schon klar, dass auch FAVOLACCE ein Stoff ist, an dem sich die Geister schieden und scheiden. Der Film ist bitterböse, gnadenlos und konsequent abrechnend – wie man eben mit neoliberalen Arschlöchern mit Hang zum Faschismus umgehen muss. Das ist der gute Östlund.
Darin ist der Film nur überaus selbstgefällig und suhlt sich darin, mit dem Zeigefinger gehässig auf die Spitze des Eisbergs zu deuten. Doch Kritik an den Ursachen dieser Missstände, an den gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Verhältnissen, die übt der Film nicht. Das ist der schlechte Östlund.
★★★☆☆
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Wiedergesehen: King Kong (2005)
(NZ/US/DE), R: Peter Jackson, D: Naomi Watts, Jack Black, Adrien Brody, Andy Serkis, Colin Hanks, Thomas Kretschmann, Jamie Bell, Kyle Chandler, [Wikipedia]
Den habe ich damals™ im Kino und seitdem nie wieder gesehen. Mein letzter Eindruck stammt also noch aus einer Zeit vor meiner cineastischen Erweckung. Damals fand ich den Film eher mittelmäßig. An die Gründe dafür kann ich mich jedoch nicht mehr erinnern. Also kann ich nun nahezu jungfräulich sagen: Auch heute finde ich KING KONG eher mittelmäßig.
Das Grundmotiv des überheblichen Menschen, der sich an der Spitze von Natur sowie Nahrungskette glaubt und deshalb meint, sich alles erlauben sowie unterwerfen zu können, ohne Konsequenzen alles und jede*n ausbeuten zu können, das ist zeitlos zutreffend und funktioniert für mich im Rahmen dieses Blockbusters auch ganz gut. Auf den Punkt ist auch, dass der letzte Satz des Films einer Frau die Schuld an der ganzen Misere zuschiebt.
Was wiederum super befremdlich ist, ist die Reproduktion von Rassismus. Dem Film fehlt eindeutig Abstand zu seinem 1933er Ausgangspunkt. Denn er steht diesen Momenten praktisch niemals wirklich kritisch gegenüber. Es muss also davon ausgegangen werden, dass man sich bei der Produktion entweder keine Gedanken darüber gemacht oder sich sogar bewusst dafür entschieden hat. Beide Varianten sind schlecht.
Sich jetzt auch noch an der völlig überzogenen Länge des Films aufzuhängen, wirkt fast kleinlich. Aber KING KONG kommt einfach nicht auf den Punkt, bläst jeden der drei Akte mit derart viel Popanz auf, dass die Figuren sprich- und wortwörtlich an den Rand gedrängt werden und gar keinen Raum mehr haben, um mit den Themen des Films wirklich in Verhandlung treten zu können. Dazu klammert sich der Film mit aller Kraft an seine Drei-Akt-Struktur – so sehr, dass wenig organisch in sich greift, sondern lediglich mechanisch aneinandergereiht wird.
★★½☆☆
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Kinotagebuch: Reality (2023)
(FR/GB/US), R: Tina Satter, D: Sydney Sweeney, Josh Hamilton, Marchánt Davis, [Wikipedia]
Als Stilübung sicherlich halbwegs interessant und politisch sowieso wichtig. Aber für mich wollte REALITY unterm Strich zu nichts überaus Stimmigem zusammenkommen. Die strenge Text- und ich nehme an auch Tonfalltreue lassen den Film wie Marionettentheater wirken. Alles spricht und bewegt sich wie auf Schienen, das Warten der Figuren auf ihren jeweiligen Einsatz liegt dröhnend über allem.
Jedoch gelingt über diese durch Form erzeugte Strenge auch etwas: Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Effekt des hier abgebildeten Prozesses wird unübersehbar. Der angebliche Schutz der Demokratie erreicht in seiner Rigorosität paradoxerweise das genaue Gegenteil. Aber die Zahnräder im System kennen nur eine Richtung und unverrückbare Prinzipien. Wer die Richtung überdenken oder auch nur leicht das eigene Drehmoment ändern will, bringt das komplette Getriebe zum Kollaps.
Wer Whistleblower*innen keinen Schutz gewährt und eine unabhängige kritische Presse zu Steigbügelhalter*innen der Demokratiefeind*innen erklärt, wird selbst zur Demokratiefeind*in.
★★½☆☆
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Gesehen: Antigone (2019)
(CA), R: Sophie Deraspe, D: Nahéma Ricci, Rawad El-Zein, Hakim Brahimi, Rachida Oussaada, Nour Belkhiria, [Wikipedia]
Nahéma Ricci als Antigone ist eine absolute Offenbarung. Sie spielt so wahrhaftig und findet Zugang zu sowie Ausdruck für derart pure Emotionen… ANTIGONE ist eine gewaltige Adaption der antiken Tragödie, die Überzeugungen auf die Probe stellt, Solidarität im Spiegel der migrantischen Lebensrealität betrachtet und vor allem durch Nahéma Riccis unter die Haut gehende Schauspielleistung deutlich macht, wie weit Recht und Gerechtigkeit auseinander liegen können und das Einstehen für die eigenen Überzeugungen für eine Gruppe von Menschen de facto weitreichendere Konsequenzen hat als für die andere. Justitia ist tatsächlich blind – und zwar hinsichtlich der Tatsache, dass vor dem Gesetz eben nicht jede*r gleich ist.
★★★★☆
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Gesehen: Beneath the Planet of the Apes (1970)
(US), R: Ted Post, D: James Franciscus, Kim Hunter, Charlton Heston, Maurice Evans, Linda Harrison, [Wikipedia]
Wer im Militarismus die Zukunft sieht, wer sich gegen Wissenschaft und rationales Handeln stellt, empfängt den Faschismus mit offenen Armen. Wer sich für blinden religiösen Fundamentalismus oder gar Fanatismus entscheidet, wird nichts als Leid in die Welt bringen. Alle werden erst die Zivilisation und dann den ganzen Planeten in Trümmern sehen. (Und offenbar auch eine plump-dreist-faule Figuren-Kopie, wie Brent (James Franciscus) eine von Taylor (Charlton Heston) ist, spawnen lassen.)
★★★☆☆
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Kinotagebuch: All of Us Strangers (2023)
(GB/US), R: Andrew Haigh, D: Andrew Scott, Paul Mescal, Jamie Bell, Claire Foy, [Wikipedia]
ALL OF US STRANGERS lässt sich wunderbar intellektualisieren, als Metapher auf die Anonymität der Großstadt lesen, als Versuch die Reaktion der menschlichen Psyche auf Traumata zu entknoten, sogar die Lesart als Corona-Film bietet sich an. Man kann den fast schon brachial deskriptiven Soundtrack als übertrieben und irrtierend empfinden und vortrefflich über Diesseits, Jenseits und alles dazwischen debattieren.
Aber am Ende bleibt es ein kurzer Wortwechsel zwischen Adam (Andrew Scott) und seinem Vater (Jamie Bell), der als Kondensat der absoluten emotionalen Wucht dieses Films sinnbildlich für das steht, was er unbarmherzig fühlen lässt:
Dad: We are proud of you.
Adam: I’ve done nothing to be proud of…
Dad: You got through it, you’re still here.*
Ich kann nicht in Worte fassen, wie nah ich mich dem fühle.
*(Das ist nur aus dem Gedächtnis wiedergegeben, das direkte Zitat konnte ich ad hoc nirgendwo aufgeschrieben finden.)
★★★★½
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Gesehen: Cat Person (2023)
(FR/US), R: Susanna Fogel, D: Emilia Jones, Nicholas Braun, Geraldine Viswanathan, Geraldine Viswanathan, [Wikipedia]
Der von CAT PERSON beschrittene Weg wirkt erzählerisch bereits ausgetreten. Dass der öffentliche Raum für (junge) Frauen gefährlich ist und dass es Nice Guys mit patriarchalem Anspruchsdenken gibt, das ist ja nun wirklich keine neue Erkenntnis, was den Verlauf des Films nicht weniger konsequent, aber leider sehr erwartbar macht.
Interessanter ist, was der Film darüber hinaus über den Wandel (digitaler) Kommunikation von Millennials hin zu Gen Z erzählt, wie die permanente Verfügbarkeit breitbandigen Internets den Verbindlichkeitsbegriff verändert, mehr Balance in die Machtverhältnisse innerhalb von Kommunikation bringen kann und das Ausmaß des verinnerlichten patriarchalen Anspruchsdenkens freilegt.
★★★☆☆
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Gesehen: Chinesisches Roulette (1976)
(DE/FR), R: Rainer Werner Fassbinder, D: Alexander Allerson, Anna Karina, Margit Carstensen, Brigitte Mira, Ulli Lommel, [Wikipedia]
Wie klar, zielsicher und ohne Gefangene zu nehmen Fassbinder hier das Bürger*innentum aufbricht, dabei dessen moralische Verkommenheit freilegt, es vorführt und an der scheinheiligen Nase durch den Ring zieht, das hat mich regelrecht umgehauen.
Die Anordnung des Films hat mich oft an Marco Ferreris LA GRANDE BOUFFE (1973), Pier Paolo Pasolinis SALÒ O LE 120 GIORNATE DI SODOMA (1975) und den späteren Michael Haneke denken lassen – dieses Gefangensein an einem Ort, an dem der grässlichen Fratze der Wahrheit nicht mehr ausgewichen werden kann, an dem jede*r beim Versuch den eigenen Kopf über Wasser zu halten im Zweifelsfall jede*n ertrinken lassen würde.
Fassbinder zeigt ein Deutschland, das untergehen hätte sollen, aber sich wie ein Parasit weiter ans Leben klammert – durchsetzt von Altnazis, die sich die Hände in Unschuld waschen und mit ihrer menschenfeindlichen Ideologie nicht mal vor den eigenen Kindern Halt machen, die aufgrund ihrer ökonomischen und politischen Macht unantastbar bleiben und fortwährend Gesellschaft prägen.
★★★★½
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Gesehen: The Marvels (2023)
(US), R: Nia DaCosta, D: Brie Larson, Teyonah Parris, Iman Vellani, Samuel L. Jackson, [Wikipedia]
Ich fühle gar nichts – nicht einmal großartige Ablehnung. Das MCU bleibt ermüdend und scheint auserzählt. Alle Geschichten wurden bereits ausgewalzt, nur eben noch nicht mit allen Figuren erzählt. Aber das überspielt Marvel dann für ein Berieselungspublikum ganz geschickt mit selbstironischen Schmunzlern und einem popkulturellen Referenzgewitter. THE MARVELS wirkt wie Fanfiction mit Budget, jedoch frei von wirklich eigenen kreativen Ideen und stattdessen vollgestopft mit Momenten, die so eindeutig für TikTok inszeniert wurden, dass ich nur noch mit den Schultern zucken kann 🤷♂️
★½☆☆☆