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Feuilleton & Firlefanz

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Gesehen: Double Lover (2017) - Realitätsverlustiger Albtraum

François Ozon vollführt einen abgründigen Zaubertrick

Gesehen: Double Lover (2017) - Realitätsverlustiger Albtraum
Foto: Leonine

Da hat wohl jemand DEAD RINGERS geschaut 😉

Letztlich erschafft François Ozon hier eine Illusion. Wir glauben, dabei zuzusehen, wie eine Frau nach allen Regeln der gaslightenden Manipulation gebrochen wird – nur um dann festzustellen, dass sie bereits von Beginn an ein Scherbenhaufen war. Es entblättert sich Schicht um Schicht ein Bild von internalisierter Misogynie, das den fruchtbaren Boden für eine Beziehung bereitet, die mit einem unauflösbaren Machtgefälle beginnt und sich zu einem realitätsverlustigen Albtraum auswächst.

★★★☆☆

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Gesehen: After the Hunt (2025) - Behäbiges Hinken

Luca Guadagnino verliert den Diskurs aus den Augen

Gesehen: After the Hunt (2025) - Behäbiges Hinken
Foto: Amazon MGM Studios

Guadagnino hinkt hier wirklich total behäbig dem allerspätestens seit #MeToo in einer relevanten Breite geführten Diskurs hinterher. Nur, weil jetzt auch die Hochschulen zu einem Ort des rechten Kulturkampfes geworden sind, muss man das jetzt nicht mit allen bekannten Versatzstücken zu irgendeiner angeblich neuen Qualität herbeiintellektualisieren.

Dabei nimmt der Film doch eine kluge Wendung – nur eben erst auf den allerletzten Metern. Zu spät lässt er die Protagonistin ihre Position, ihre Erinnerungen und ihr Weltbild hinterfragen. Zu spät konfrontiert und zwingt er sie, die eigene Rolle als (unbewusste) Täterin, mindestens als Mitwisserin, aber auch als Opfer neu zu bewerten.

Erst an

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Gesehen: Hedda (2025) - Überlebensnotwendiger Schein

Nia DaCosta setzt das Politische im Privaten konsequent ins Licht

Gesehen: Hedda (2025) - Überlebensnotwendiger Schein
Foto: Prime Video

Wer darf wen ansprechen? Wer unterhält sich mit wem? Wer darf wen abblitzen lassen und wem ist Augenhöhe oder wenigstens Blickkontakt vergönnt? Das Politische im Privaten wird hier konsequent ins Licht gesetzt.

HEDDA ist ein permanentes Aushandeln von gesellschaftlicher, politischer und ökonomischer Macht, eingebettet in eine barocke Opulenz, der etwas ungewöhnlich Zeitloses anhaftet. Der Film spielt zwar in den 1950er Jahren, könnte aufgrund der gatsbyartigen Szenerie jedoch genauso gut erst vergangenes Wochenende während eines ausladenden Retreats für Techmillionär*innen über die Bühne gegangen sein.

Schein ist (überlebens)notwendiger als Sein. Obszön geht die Welt zugrunde.

★★★☆☆

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Gesehen: Favoriten (2024) – Mittendrin als Fliege an der Wand

Auf Ruth Beckermann ist einach Verlass...

Gesehen: Favoriten (2024) – Mittendrin als Fliege an der Wand
Foto: Grandfilm, Ruth Beckermann Filmproduktion

Auf Ruth Beckermann ist einfach Verlass. Sie schafft es, mit ihrer Kamera die Anmutung einer Fliege an der Wand zu erzeugen, während sie eigentlich mittendrin steht, sogar oft direkt adressiert wird. Doch je länger sie bei den Kindern ist, desto natürlicher fügt sie sich in das Klassengefüge ein, desto wahrhaftiger werden die eingefangenen Momente.

Dass das jedoch nicht immer klappen kann, wenn es aber klappen muss, ist Beckermann sehr offensichtlich bewusst – und darauf ist Beckermann vorbereitet. Indem sie den Kindern eigene Handys zum Filmen von eigenen Szenen in die Hände drückt, kann sie in entscheidenden Momenten dabei sein, ohne dabei

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Kinotagebuch: Die My Love (2025) - Horror in der Kernfamilie

Lynne Ramsay inszeniert die vermeintliche Freiheit rigoros als Gefängnis

Kinotagebuch: Die My Love (2025) - Horror in der Kernfamilie
Foto: Mubi, Studiocanal

Ich finde, dass die Genrezuschreibung „Drama" DIE MY LOVE kaum gerecht wird. Lynne Ramsay hat hier nämlich einen tief unter die Haut gehenden Horrorfilm inszeniert. Jedenfalls kommt das Bild von der Kernfamilie dem meinem Dafürhalten nach extrem nahe.

Lynne Ramsay schenkt ihren beiden Hauptfiguren die vermeintliche Freiheit – mit einem Haus, das es wahrscheinlich für umme gab, das sie völlig nach ihren Vorstellungen gestalten könn(t)en, in dem sie Musik so laut wie nur vorstellbar aufdrehen können, ohne jemanden zu stören, wo sie wie die Tiere übereinander herfallen und sich auch mal aus dem Weg gehen können.

Doch genau diese

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„I am hardcore, my dear" am 19. Dezember 2025 Featured Post

Die heutigen Dailies unter anderem mit: Marina Abramović, Kurt Masur und Margaret Atwood

„I am hardcore, my dear" am 19. Dezember 2025
Marina Abramović im De Balie in Amsterdam 2023 (Foto: Anneheijs unter CC BY-SA 4.0)

Spannendes Gespräch zwischen Louis Theroux und Marina Abramović, das sich herunterdampfen lässt auf „I don't give a shit about what other people do or say". Theroux scheint intellektuell zu verstehen, dass Abramovićs Kunst ausschließlich aus einem inneren Antrieb heraus entsteht, rutscht aber immer wieder zurück in eine Perspektive, die Kunst ausschließlich als Reaktion auf Input von außen versteht. Ob er da nur den Anwalt des Teufels spielt oder nicht, ist eigentlich gar nicht so wichtig, denn die daraus entstehende Gesprächsdynamik ist super interessant. (Der letzte Satz im Gespräch: „I am hardcore, my dear" 🤌)

Marina Abramovic on the relationship between performance
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