Filme. (Netz-)Kultur. Medien. Undso. 🖖 Von André Pitz.
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Gesehen: Conclave (2024)

André Pitz

Die finale Wendung untermauert die Scheinheiligkeit der katholischen Kirche: lieber lebenslang lügen, manipulieren und vertuschen als tatsächlich nach den so widerlich selbstgerecht vor sich hergetragenen Werten zu leben. Die Machtstruktur muss um jeden Preis erhalten werden. Irrtümer und Fehler sind nicht vorgesehen, denn das Gefüge wird offenbar als perfekt betrachtet.

Gleichzeitig fühlt es sich ziemlich eklig an, dass dafür dieser aus Spoilergründen hier nicht näher benannte Kniff aus dem Hut gezaubert wird. Wenn die Existenz eines Menschen fast ausschließlich als eine Art Strafe für andere inszeniert wird, ist das entmenschlichend und nicht sonderlich viel besser als das, was eigentlich kritisiert werden soll.

Letztlich würde ich aus meiner privilegierten Situation heraus sagen, dass der Film extrem viel Fläche bietet, an der man sich sehr gut und sehr produktiv reiben und sich dabei trotzdem zusammen hinter einer gemeinsamen Kritik an der katholischen Kirche versammeln kann.

Parallel scheint mir der Stoff jedoch auch ein billiger Versuch, Teile der katholischen Kirche reinzuwaschen und sogar das Oberhaupt dieser moralisch und politisch völlig erstarrten Struktur, als heimlichen Progressiven in Szene zu rücken. Für die Opfer der Kirche muss das ein Schlag ins Gesicht sein. Aber es verdeutlicht gleichzeitig das Predigen von Wasser und Saufen von Wein.

Gefallen hat mir diese cleane, sterile, klinisch-strenge und mechanische Bildsprache, die mich sehr an Danny Boyles STEVE JOBS erinnert hat. Die eigentliche Spannung entsteht nicht zwingend aus den Gedanken und gesprochenen Worten einer Figur heraus, sondern ergibt sich aus Geometrie und Geografie.

Ralph Fiennes liefert ein faszinierendes Spiel ab. Zunächst wirkt es, als ob er sich mit aller Gewalt dem Overacting verschrieben hat. Er geht mit einer in einem Affenzahn eskalierenden Emotion in Szenen, bremst sich dann aber genau vor dem Kipppunkt zur Lächerlichkeit ab. Er zeigt die Unsteuerbarkeit von Emotionen und gleichermaßen eine strenge Kontrolle und Unterdrückung von Gefühlen. Denn in dieser katholischen Kirche sind Gefühle eine Schwäche, weil sie Risse in die Machtstruktur treiben.

Für meinen Geschmack hätte der Film jedoch durchaus radikaler im Benennen der Subjekte sein dürfen und müssen. Diesem hypothetischen Herumwabern können sich die Angesprochenen leicht entziehen. Dabei gibt es hier keinerlei Pietät zu wahren. Denn von Pietät hat sich die katholische Kirche längst verabschiedet – oder sie war niemals dort.

★★★½☆

🇬🇧/🇺🇸, R: Edward Berger, D: Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini, Lucian Msamati, Carlos Diehz, Sergio Castellitto, Brían F. O’Byrne, Merab Ninidze, Thomas Loibl, Jacek Koman, Trailer, Wikipedia, Foto: Leonine Studios Spielfilm

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