Gelesen: Daisy Jones & the Six (2019)

In erster Linie wollte ich dieses Buch lesen, nachdem ich davon mitbekommen hatte, für welchen Aufbau sich Taylor Jenkins Reid entschieden hat. Mich hat das formale Experiment einfach interessiert – auch, weil es mich an Cameron Crowes fantastischen Film ALMOST FAMOUS erinnert hat.
Doch das Ergebnis war für mich eine halbe textästhetische und strukturelle Katastrophe. Denn das Buch trifft extrem schnell auf die gleichen Probleme wie etwa Dokumentarfilme, die auf sehr viele Talking Heads setzen. Denn werden dort nicht regelmäßig via Bauchbinde Namen und Funktionen der sprechenden Personen wiederholt, lassen diese sich irgendwann nicht mehr richtig verorten und alles verschwimmt zu einer komischen, diffusen Masse. Der ist zwar immer noch zu folgen, aber es fällt zunehmend schwerer, Nuancen auszumachen. Wer eine längere Lesepause einlegt, hat direkt verloren.
Dennoch machen Tempo und Takt der Geschichte Spaß – zumindest eine Zeit lang. Denn auch der Mechanismus hinter diesem Rhythmus ist leicht zu durchschauen und läuft sich deshalb in seiner permanenten Wiederholung relativ schnell tot. Figur A sehr klar eine Situation beschreiben zu lassen, nur um sie direkt im Anschluss von Figur B unterlaufen zulassen, ist erst lustig, dann zum Schmunzeln und schließlich überstrapaziert und ermüdend.
Das Ende mit seinen super unangenehmen How I Met Your Mother-Vibes macht es auch nicht besser. Ein sonderlich großer Fan bin ich also nicht.
★★½☆☆
Zwei coole Ausschnitte:
Die Ehe bereue ich, aber nicht das Kleid.
Jetzt lebe ich in Tarzana, in Kalifornien, in einem riesigen Haus umgeben von Einkaufszentren, meine Kinder besuchen das College, und niemand möchte mehr mein Autogramm auf seinen Titten haben. Hin und wieder bittet Lisa mich darum, aber nur aus Nettigkeit.