Es mag wie der „perfekte" Sturm wirken, der hier herbeikonstruiert wurde. Doch eigentlich beschreibt der Film eine naheliegende und folgerichtige Situation.
Ein 15 Jahre alter Junge, der erkennt, pädophil zu sein, wird in unserer Gesellschaft wohl nur selten sofort Präventions- und Behandlungsangebote in Anspruch nehmen. Nicht nur gibt es davon nicht sonderlich viele, auch das gesellschaftliche Stigma ist kaum zu überwinden.
Wo also Halt suchen? Wahrscheinlich bei anderen Betroffenen. Aber da das alles im Schatten stattfindet, können jugendliche Pädophile selbst zum manipulierten Opfer, gleichzeitig aber auch Täter*in im Sinne von Mitwisser*in oder gar Kompliz*in werden.
„Alles, was ich tun kann, ist nichts zu tun."
Dieser Satz des Protagonisten sollte nachhallen. Denn er ist Ausdruck dessen, worauf das krasse Stigma die Sicht trübt: Pädophilie ist eine Störung der Sexualpräferenz, also eine Krankheit und kein Synonym für den sexuellen Missbrauch von Kindern. Wer krank ist, kann Hilfe bekommen, um diese klare Grenze nicht zu überschreiten.
Letztlich bindet mir der Film das Geschehen etwas zu lückenlos zusammen. Es bleiben fast keine Fragen offen, und darum ist das Drehbuch spürbar bemüht. Ein offeneres Ausfasern wäre der Komplexität dieser Anordnung, in der es keine simplen Antworten gibt, angemessener gewesen.
P.S.: Ich empfehle, unbedingt Heike Fallers herausragenden Text „Der Getriebene" von 2012 bei der Zeit zu lesen. Der Teaser: „Kann ein Mensch seine Sexualität sein Leben lang unterdrücken? Wenn Jonas ein guter Mensch sein will, wird er es müssen – er ist pädophil. Wir haben ihn bei seiner Therapie begleitet."
★★★½☆
Der Film steht noch bis zum 18. November 2025 in der ZDF-Mediathek:
