Gesehen: Megalopolis (2024)
Ich habe das Gefühl, vorab noch einmal extra betonen zu müssen, dass ich das wirklich ohne jeden Funken Sarkasmus meine: MEGALOPOLIS wirkt wie das Projekt einer Gruppe von Highschoolern, die einen Film von Baz Luhrmann zu viel gesehen haben und schließlich total inspiriert unbedingt eine Oper in seinem Stil als Abschlussstück des Schuljahres inszenieren wollten. Aus Budgetgründen mussten jedoch viele Hintergründe mit OpenAIs Sora hergestellt werden. Am Tag der Premiere, als alles zum ersten Mal zusammengerührt funktionieren muss, sind die Darsteller:innen ob des Clusterfucks, durch den sie sich bewegen sollen, vor allem damit beschäftigt, grenzdebile Lachanfälle zu unterdrücken. Ich schwöre, Laurence Fishburne war in einer Szene wirklich so 🤏 kurz davor.
Dass gerade heute niemand substanzielle Summen in diese Produktion stecken wollte, wundert mich nicht wirklich. Denn es scheint, als ob Coppola seit den 1980ern nur sehr wenig dafür getan hat, das Drehbuch zu entstauben.
Denn wenn der verkommene Exzess dieser herrschenden Klasse New Romes in ach so skandalösen Bildern wie Männer in Kleidern, sich küssende Frauen und ein paar Lines Koks auf der Party Ausdruck findet, dann ist das an verinnerlichter Prüderie und Kontaktverlust mit der tatsächlichen gesellschaftlichen Realität nur schwer zu überbieten.
Das einzige Update des Stoffes scheinen mir die klar trumpesken Züge einzelner Figuren zu sein. Aber das geschieht auf einer super einfältigen, fast schon infantilen und nie produktiven Ebene.
Es ist absolut wild, dass dieser Film so existiert. Und es ist absolut wild, wie ernst er sich nimmt. „So schlecht, dass es schon wieder gut ist" lehne ich als Zuschreibung ab. Aber das hier ist wirklich einfach a beautiful mess. Denn dass dem ganzen auch eine gewisse Musik innewohnt, kann ich auch nicht abstreiten.
★★☆☆☆