Kinotagebuch: Irgendwann werden wir uns alles erzählen (2023)
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Wie sich Emily Atef den Magen ihres Publikums greift und ihn über zwei Stunden hinweg wie einen nassen Waschlappen immer härter auswringt, ist auf eine ziemlich sadistische Art und Weise meisterinnenhaft gelungen. Der Film packt einen an den Eingeweiden, lässt nicht mehr los und wird einfach immer unangenehmer. IRGENDWANN WERDEN WIR UNS ALLE ERZÄHLEN gelingt das Kunststück, vom Umbruch zu erzählen, ohne viel vom Umbruch zu erzählen. Der innere Konflikt der Protagonistin erzählt viel mehr über die Wendezeit als eine ausgewalzte Abhandlung am Kneipenstammtisch je könnte.
Marlene Burows Marie ist verloren, will frei sein und kann doch nicht anders, als sich ihrer autoritären Prägung zu ergeben. Felix Kramers Henner scheint in einem permanenten ödipalen Konflikt mit seiner eigenen Vergangenheit festzustecken. Beide holen gegenseitig das Schlimmste aus sich heraus – und doch können sie sich nicht voneinander abwenden. Es ist die Unausweichlichkeit, mit der diese Paarung auf ihr Schicksal zusteuert, die so an die Nieren geht.
★★★★☆
Der Film steht noch bis zum 04. Märt 2025 in der Arte-Mediathek:
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