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Filmkritik

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Gesehen: Mouchette (1967) - Poesie schlägt Zynismus

Vom Nachteil, geboren zu sein...

Gesehen: Mouchette (1967) - Poesie schlägt Zynismus
Foto: Argos films, Parc Film

Gäbe es nicht die finale Einstellung, der etwas extrem Poetisches, eine kindliche Unschuld und eine gewisse Verspieltheit innewohnt, die mit der Erlösung von der Qual, geboren zu sein, einhergeht, wäre das alles ganz schön zynisch.

Aber so besteht noch Hoffnung auf Befreiung von etwas, für das man sich nie entschieden hat, in das man hineingezwungen wurde und für das man nun ungerechterweise auch noch die Konsequenzen tragen muss.

Es hat etwas von katholischer Schuld, die hier Mouchette gegen ihren Willen aufgebürdet wird – einfach, weil sie existiert.

★★★½☆

🇫🇷, R: Robert Bresson, D: Nadine Nortier, Jean-Claude Guilbert, Marie Cardinal, Paul Hébert, Jean Vimenet,
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Gesehen: Eight Postcards from Utopia (2024) - Capitalismus Romanus

Das ist einfach total clever kuratiert.

Gesehen: Eight Postcards from Utopia (2024) - Capitalismus Romanus
Foto: Saga Film, Heretic

Faszinierend, wie durch gezieltes und cleveres Kuratieren die Strategien und politischen, gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Ziele von Konzernen hervortreten. Denn die Vorstellung, dass Kapitalismus und Konsum patriotische Akte sind oder gar in einer Traditionslinie mit etwa dem Römischen Reich stehen, ist natürlich hanebüchen. Aber es ist wie mit so vielen anderen Dingen: Wenn sie nur oft genug wiederholt werden, werden sie zwar nicht wahrer, aber eben trotzdem als Wahrheit abgespeichert.

Gleichzeitig darf es sich der Kapitalismus nicht erlauben, eine utopische Zukunft zu zeichnen. (Die Frage ist letztlich auch, ob es im Kapitalismus überhaupt eine utopische Zukunft geben kann...) Die Menschen müssen

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Gesehen: Babygirl (2024) - Inversionsplattitüde

Der Kerngedanke stimmt, die Umsetzung ist jedoch viel zu kurzsichtig.

Gesehen: Babygirl (2024) - Inversionsplattitüde
Foto: Constantin Film

Der Kerngedanke, sich von anachronistischen Vorstellungen in Sachen Sexualität und Beziehungsmodellen lösen zu wollen, ist natürlich erst mal nicht abzulehnen. Ganz und gar nicht. Aber darüber hinaus gelingt dem Film nur sehr wenig gut oder überhaupt.

Das psychologische Setup: Die taffe Geschäftsfrau, die ihren Laden, ihr Leben und ihre Familie im Griff hat und insgeheim beim Sex mit dem Kopf ins Kissen gedrückt werden will, trifft auf den leicht manchmal schüchternen, manchmal unbeholfenen und manchmal mit seinem plötzlichen Selbstbewusstsein überforderten jungen Mann. Aber bei ihm, da kann sie Kontrolle abgeben. Bei ihr, da kann er ausnahmslos alle Zügel in der

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Kinotagebuch: In die Sonne schauen (2025) - Sehen und gesehen werden

Mascha Schilinskis zum deutschen Oscarbeitrag gewordener Film ist eindrücklich inszeniert und bewegt sich bei Subtext wie Motiven in ähnlichem Fahrwasser wie etwa Céline Sciammas PORTRAIT OF A LADY ON FIRE.

Kinotagebuch: In die Sonne schauen (2025) - Sehen und gesehen werden
Foto: Neue Visionen

Ich habe die ganze Zeit so oft an Céline Sciammas PORTRAIT OF A LADY ON FIRE denken müssen – weil Mascha Schilinskis IN DIE SONNE SCHAUEN für mich nicht nur fast schon folkloristische Qualitäten hat, sondern vor allem eine Erzählung über Zeuginnenschaft und das Sehen ist.

Wer wird gesehen? Wer darf etwas sehen? Wer wird beobachtet? Wer verschränkt vor was seinen Blick? Wie bestimmen Blicke die Rollen, die wir – oder hier: diese Mädchen und Frauen – ausfüllen?

Dieses Spiel wird wirklich exzellent gespielt und auch durch eine Grenzen auslotende Kameraarbeit unterstrichen – wie durch sie Blicke geworfen, verfolgt, verfälscht, verengt und geweitet werden,

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Gesehen: Wick is Pain (2025) - Dudebros über Grenzen

Stunt ist Schauspiel ist künstlerischer Ausdruck – aber eben auch sehr testosteronlastig

Gesehen: Wick is Pain (2025) - Dudebros über Grenzen
Foto: Leonine Studios Spielfilm

Ich kann nicht einschätzen, wie viel Behind-the-Scenes-Material von irgendwelchen DVD-Extras usw. hier zweitverwertet wurde. Aber mir hat es gefallen, dass es eben nicht nur Talking Heads waren, die hier mit Szenen der vier Filme quergeschnitten wurden, sondern dass vor allem super viel Material aus dem Produktionsprozess des ersten Kapitels seinen Weg hier hereingefunden hat. Das hat ein schönes Gesamtkompositum ergeben.

Die veränderte Wahrnehmung von Stuntperformer*innen hin zu Künstler:innen und weg von rein stumpfen Werkzeugen von Künstler*nnen findet hier guten Ausdruck. Keanu Reeves formuliert es in einer kurzen Szene eigentlich ziemlich gut auf den Punkt. Er sagt sinngemäß,

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Gesehen: City of Women (1980) - Psychosexueller Kater

Pasolini und Brass werden in diesen Film mit hineingezogen – ob sie nun wollen oder nicht.

Gesehen: City of Women (1980) - Psychosexueller Kater
Foto: Studiocanal

Für mich hat sich das angefühlt, als ob Fellini hier versucht hat, die Qualitäten eines Pier Paolo Pasolini und die eines Tinto Brass irgendwie in einem mehr oder weniger latent freudianischen, psychosexuellen Fiebertraum zusammenzubringen.

Herausgekommen ist meinem Gefühl nach ein brutal nihilistischer Film, der aus welchen Gründen auch immer vor einer zu moralischen Position zurückschreckt und einfach alles für nichts einzureißen versucht.

17 Jahre nach dem manischen Hoch von folgt der psychosexuelle Kater – inklusive einer selbstironischen Demontage von Marcello Mastroianni.

★★★☆☆

🇫🇷/🇮🇹, Federico Fellini, D: Marcello Mastroianni, Anna Prucnal, Bernice Stegers, Jole Silvani, Donatella Damiani, Ettore Manni, Fiammetta Baralla, Trailer, Letterboxd
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