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Filmkritik

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Posts tagged with Filmkritik

Gesehen: Northern Comfort (2023) - Erwartbare Küchenpsychologie

Der Film scheitert an seinem Bestreben, mit jedem einzelnen Moment maximal anschlussfähig zu sein.

Gesehen: Northern Comfort (2023) - Erwartbare Küchenpsychologie
Foto: Weltkino Filmverleih

Das ist alles so vollgestopft mit erwartbarer Küchenpsychologie, komisch ironisierten Kalenderspruchmomenten und völlig banalen Satireversuchen, die auf reiner Oberfläche fußen.

Der gesamte Humor des Films ist kaum als solcher zu bezeichnen, weil er nicht auf – mal einfach formuliert – Setups und Punchlines basiert, sondern auf dem reinen Benennen von Tatsachen, um maximal anschlussfähig zu sein.

Haha, die Influencerin macht damit Geld, ihren Po in die Kamera zu halten. Haha, der Kriegsveteran hat PTSD. Haha, der Techmillionär ist ja total exzentrisch.

Doch das an sich ist doch noch nicht lustig. Es sind Motive, die jede*r von uns kennt, deshalb mit dem

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Gesehen: The Third Part of the Night (1971) - Alles ist gleichzeitig

Ein verstörender wie hypnotisierender Film, der inmitten einer Raumanordnung à la M. C. Escher einen regelrecht kafkaesken Horror heraufbeschwört.

Gesehen: The Third Part of the Night (1971) - Alles ist gleichzeitig
Foto: Zespół Filmowy Wektor

Es ist total hypnotisierend, wie verschachtelt dieser Film auf allen Ebenen konstruiert ist. Alles ist grau in grau, Menschen werden eins mit dem Hintergrund, der Hintergrund eins mit den Menschen, die durch verschachtelte Raumanordnungen, Hinterhöfe, Keller und Treppenhäuser irgendwo in der Nähe von M. C. Escher taumeln.

Das Problem ist nicht, dass es keine Grenzen mehr gibt, mit denen sich Figuren und Geschehen voneinander trennen lassen. Das Problem ist, dass es viel zu viele Grenzen gibt, weil alles einfach nur noch ein unüberblickbarer Scherbenhaufen ist, alles innerhalb der Spiegelung einer eigenen Scheibe und dennoch als Teil einer Gesamthölle passiert. Vergangenheit,

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Gesehen: A Confucian Confusion (1994) - Walter Benjamin gefällt das

Edward Yang verhandelt radikale Umbrüche nicht nur durch seine Figuren, sondern auch in der Form seines Films.

Gesehen: A Confucian Confusion (1994) - Walter Benjamin gefällt das
Foto: Atom Films

„Ich mag meine Bücher und die deine Fernsehsendung" – darum dreht sich ein Streit zwischen zwei der Figuren von Edward Yang. Vielleicht lassen sich Menschen wirklich klar in diese beiden, scheinbar unvereinbaren Kategorien einordnen. Vielleicht sind es diese beiden Kategorien, die diesen Moment in Taipeh in dieser Zeit so treffend wie nur wenig andere Bilder beschreiben.

Wirtschaftsboom, Demokratisierung, zunehmende Adoption als westlich wahrgenommener Werte. Tradition trifft auf Moderne, Konservatismus auf freiheitlicheres Denken, vermeintlich bewussteres Leben auf radikalen Konsum im Turbokapitalismus. Edward Yang zeigt unter dem Brennglas eine Stadt, in der bisherige Denkkategorien nicht mehr funktionieren, bisherige Wege plötzlich nicht mehr zum

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Gesehen: Mahjong (1996) - In chaos we trust

In einer Welt, in der Nihilismus die einzige Option scheint, ist das Vertrauen in Chaos der einzige Ausweg.

Gesehen: Mahjong (1996) - In chaos we trust
Foto: Atom Films

Ein wahnsinnig deprimierender Film, der eine Welt zeichnet, in der der einzig sinnvolle Bewältigungsmechanismus Nihilismus zu sein scheint, weil es keine substanzielle Perspektive gibt. Ohne Perspektive keine Hoffnung. Ohne Hoffnung nichts, wonach sich streben lässt. Wofür also überhaupt noch nach fremden Regeln leben? Oder überhaupt leben?

Es ist diese Welt, die die in ihr lebenden Menschen zu Händler*innen reduziert. Hier existieren keine Familien, keine Freund*innenschaften, keine Liebesbeziehungen mehr, sondern nur noch Handelsbeziehungen, bei denen es ausschließlich darum geht, möglichst viel für sich selbst herauszuschlagen und im Optimalfall das Gegenüber dabei noch möglichst hart über den Tisch zu ziehen.

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Kinotagebuch: One Battle After Another (2025) - Routiniertes Chaos in Vistavision

Paul Thomas Anderson hat erneut eine große amerikanische Geschichte eingefangen. Ungewohnt ist, dass diese Geschichte noch kein Ende kennt.

Kinotagebuch: One Battle After Another (2025) - Routiniertes Chaos in Vistavision
Foto: Warner Bros. Entertainment

Diese teilweise uramerikanischen Motive von den Muscle-Cars auf den unendlichen, pfeilgeraden Highways durch karge Wüstenlandschaften unter der sengenden Sonne, von den in der Enge des Canyons aufeinandertreffenden wortkargen Revolverhelden mit den politischen Gegebenheiten unserer Zeit aufzuladen und das in Vistavision mit haufenweise eleganten wie verführerischen Tracking-Shots zusammenzubinden, geht einfach total gut auf.

Die Satire mag sehr laut sein, aber das verkommt nie gänzlich zum Selbstzweck, sondern bietet gleichermaßen ein gutes Fahrwasser für filigranere Konstruktionen, über die wiederum tatsächliche politische Machtverhältnisse subtiler kommentiert werden.

Ein Beispiel: Haha, die linken Aktivistenspinner wie Leonardo DiCaprios Figur graben Fluchttunnel quer durch den Wald und

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Gesehen: Anselm (2023) - In der Dimensionstasche

Was dann wiederum die Dokudrama-Ästhetik da verloren hat, weiß ich auch nicht...

Gesehen: Anselm (2023) - In der Dimensionstasche
Foto: DCM Stories, Road Movies, Wim Wenders

Diese Welt, die sich Anselm Kiefer hier geschaffen hat und in die Wim Wenders zusammen mit uns abtaucht, habt mich sehr viel an THE BRUTALIST und SYNECDOCHE, NEW YORK denken lassen. Denn es ist nicht nur der Umstand, dass Architektur und Kulisse natürlich auch Ergebnis künstlerischen Ausdrucks sein können. Es geht immer auch um den räumlichen Kontext, in dem sie platziert werden, und natürlich auch darum, von wem sie platziert werden.

Anselm Kiefers Stück Land ist voller Bereiche, die sich wie Dimensionstaschen anfühlen – die mitten in unserer Realität plötzlich ganze Universen öffnen und zugänglich machen, in deren Entrücktheit nicht nur

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