An einem kunstgeschichtlichen Zugang versuche ich mich hier erst gar nicht, daran kann ich nur scheitern und maximal mit sehr dünnem Halbwissen glänzen. Deshalb möchte ich einen eher persönlichen Zugang wählen:

Die eine Hälfte meiner Großeltern war in der Landwirtschaft – wie der ganze Zweig dieser Familie über Generationen hinweg. Im Haus meiner Großeltern hingen Bilder in einem THE PEASANTS nicht unähnlichen Stil. Heute würde ich sagen, dass diese Bilder ein entbehrungsreiches Leben nicht nur verkitscht, sondern fast schon in religiöse Sphären gehoben und diesen Motiven etwas Ikonenhaftes verliehen haben. Das Zugrunderichten des eigenen Körpers samt Verkrüppelung der eigenen Psyche als Religion.

Und genau diesen Ikonen liefert der Film Widerstand. Er greift diese Motive auf, bricht die Rahmen auf und schaut, was vor und nach diesen eingefangenen Momenten passiert (ist), wie sich diese Welt zusammenfügt. Und das erinnert sehr an Michael Hanekes DAS WEISSE BAND. Wir erleben eine autoritäre Gemeinschaft, die die Gegebenheiten nicht infrage stellt, sondern stattdessen Schuldige in den eigenen Reihen sucht und konsequent nach unten tritt.

Vermeintliche Momente der Solidarität, wie der Ring von wissenden Frauen um eine Braut, die nun nicht gerade eine Liebeshochzeit begehen soll, sind an Scheinheiligkeit kaum zu überbieten. Denn später sind es genau diese Frauen, die die Braut als Hure beschimpfen und ihr die Schuld nicht nur für die Verfehlungen ihrer Männer, sondern auch für die Verschlechterung der Zustände allgemein geben.

★★★★☆

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