Herrenmedikamente am 09. August 2025
Das kann man drehen und wenden wie man möchte, aber: Das wäre tatsächliche Zensur. (Juristisch ist das auch sicherlich anders zu bewerten, da bin ich natürlich kein Fachmann. Aber alleine die Verknüpfung des öffentlichen Fördertopfes mit rein willkürlichen Anforderungen geht selbstverständlich in diese Richtung. Niemand hat einen Anspruch auf diese Mittel, alle Institutionen können sich für oder gegen geschlechtergerechte Sprache entscheiden. Aber wenn diese Entscheidung dann plötzlich an finanzielle Mittel gebunden ist, ist sie de facto nicht mehr frei.)

Die (Almost) Dialies sind mein kuratierter Blick auf das Internet – irgendwo zwischen (Pop-)Kultur, Medien, Politik und dem ganzen anderen Wahnsinn. Wenn du magst, auch in deinem Postfach!
Anfang der Woche hatte ich hier die aus meiner Sicht nicht so gelungene Lange Nacht über Kurt Tucholsky im Blog. Und jetzt ist Theobald Tiger schon wieder hier! Genau genommen geht es um das Tucholsky-Museum im brandenburgischen Rheinsberg.
In der Taz haben Träger:innen des Kurt-Tucholsky-Preises und ehemaligen Stadtschreiber:innen der Stadt Rheinsberg einen Appell geschrieben, denn:
Die Zukunft des Tucholsky-Museums im brandenburgischen Rheinsberg ist durch Sparpläne rechter Lokalpolitiker bedroht. 13 Autor:innen fordern, dass das Museum zu Ehren des antifaschistischen Dichters eigenständig bleibt.

Tucholsky ist einer, den wir immer wieder lesen müssen, weil wir von ihm lernen können, wie das geht: anschreiben gegen die Feinde der Demokratie, mutig sein, humorvoll bleiben und unter Umständen auch in Würde zu verlieren. - habe Mit Kolleg*innen einen Artikel geschrieben #rettettucholsky
— Max Czollek (@maxczollek.bsky.social) 2025-08-09T08:00:25.718Z
Eine Beobachtung hinsichtlich sprachlicher Raffinnesse in meinem Spam-Ordner. Es wird mit abgespreiztem kleinen Finger gescammt!

Ob ich diesen Vergleich gelungen oder faul finden soll, weiß ich selbst noch nicht so genau. Treffend ist er nichtsdestotrotz:
In her classic novel Frankenstein, author Mary Shelley imagines a monster that's reanimated with its piecemeal body sewn together, tendon by tendon. “The dissecting room and the slaughter-house furnished many of my materials,” Shelley writes. That’s exactly what scrolling through Instagram feels like right now—an ungodly morass of features stitched together.
Das schreibt Reece Rogers für Wired und er hat unterm Strich natürlich recht. Früher™ mochte ich Instagram wirklich sehr. Über jeden Post sind erst mal drölfzig Filter gerutscht. Alles war eine ästhetische Zumutung. Aber es kam von echten Menschen. Das war noch, bevor Facebook für den aus heutiger Sicht verdammt schmalen Taler von einer Milliarde US-Dollar Instagram übernommen hat. Der/mein Feed bestand aus echten Menschen.
Heute ist das natürlich komplett anders – und das liegt nicht nur daran, dass ich unter anderem auch Medien wie dem Deutschlandfunk folge. Es ist auch die totale Verunmöglichung, bequem und dauerhaft von der algorithmischen zur chronologischen Timeline zu wechseln. Gar keine Kontrolle mehr darüber zu haben, was ich eigentlich wann sehe, führt jedenfalls bei mir dazu, mich nicht im Scrollen zu verlieren, sondern dass ich gar nicht mehr in den Feed schaue. Nur die Storys haben noch einen Wert, denn die werden (noch) nicht mit Inhalten von Accounts bespielt, denen ich gar nicht folge und auch nicht folgen will.

(#)
[...]dass im Programm kein Wort verloren wird über diesen "Zufall"... das ist halt leider ein Zeichen der Zeit, in der restauriert, rekonstruiert, beschönigt und verklärt wird wo es nur geht. Gibt es zu Beginn des Konzerts vielleicht ein Großwort von Wolfram Weimer? Was für eine beschämende Leistung der Berliner Staatsoper.
2017 hab ich das hier über eine fiktive "Lange Nacht der Nazikomponisten" geschrieben, es war natürlich ironisch gemeint… 1/2 medium.com/@gabrielberl...
— Gabriel Yoran (@yoran.com) 2025-08-09T10:54:08.420Z
Wer Spiegelei oder Beerdigung oder Reanimation sagen kann, kann auch Richter:innen sagen #relax
— Carolin Emcke (@emcke.bsky.social) 2025-08-09T07:34:34.508Z
Mal wieder im Museum der bildenden Künste gewesen, um meinem liebsten Caspar David zu frönen.

Auf kindliches Aufbegehren folgt der Realitätsabgleich.

Ein super cleveres kleines Stück Animation

AAAAAAAAHH
— Endless Screaming (@infinitescream.bsky.social) 2025-08-09T15:35:48.72820100Z
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