Gesehen: Stilles Land (1992) - Nur die Kunst hat Bestand
Von Wesenskernen und Weltumbrüchen

Andreas Dresen gelingt es hier, Figuren zu inszenieren, die so vertraut und gleichzeitig so fremd erscheinen. Die allesamt in diesem einzigartigen Moment in der Geschichte fast schon feststecken. Die an diesem Ort gefangen sind und ihn folglich praktisch nicht verlassen können.
Ihre Welt befinde sich im Umbruch und gleichzeitig bleibt alles gleich. Sie verbringen ihre Zeit mit dem Warten darauf, dass endlich der Zeitpunkt kommt, tätig zu werden. Sie konzentrieren sich so sehr auf das Warten, dass der herbeigesehnte Moment fast schon unbemerkt verstreicht.
Es ist der Glaube, wichtiger Teil des großen Getriebes zu sein und sich insgeheim im Klaren darüber zu sein, keine Rolle zu spielen.
Und vielleicht gehört genau das auch zum Wesenskern der Kunst – so unschön oder unbequem der Gedanke auch sein mag. Die Kunst wird Bestand haben – egal, ob die Welt feststeckt oder sich in neue Richtungen bewegt. Die Frage bleibt, welchen Anteil die Kunst daran hat.
Vielleicht lässt Andreas Dresen hier die Figur des Theaterregisseurs auch derart nachdrücklich an seiner Generalprobe festhalten, obwohl wortwörtlich parallel die Mauer fällt. Denn während diese Welt zerbröselt, ist es die Kunst, die Bestand hat.
★★★½☆

