Gesehen: Bird (2024) - Rastlos auf dem Drahtseil
Was Andrea Arnold immer meisterinnenhaft gelang, entgleitet ihr hier ein bisschen...

Diese Art von sozialem mit magischem Realismus zu verknüpfen, ist auf jeden Fall ambitioniert. Aber ich finde, Andrea Arnold gelingt hier etwas. Plötzlich hat ihre entbehrungsreiche Welt eine zusätzliche Dimension, in die es sich zusammen mit all den anderen Vögeln entschwinden lässt, wenn die eigentliche Welt unerträglich eng wird. Das ist, finde ich, schon ein sehr herzenswarmer, berührender Gedanke.
Mir hat außerdem gefallen, wie laut, wie treibend und wie hektisch dieser Film mitunter werden kann. Wie die Kamera stellenweise wortwörtlich Schritt halten muss und es kaum schafft, wie sie beim Linedance fast umgerempelt wird. Andrea Arnold hat hier schon eine beeindruckende Rastlosigkeit inszeniert.
Sich in dieser Umgebung zu bewegen, ist immer ein Drahtseilakt – und der gelingt hier Andrea Arnold zum ersten Mal sehr oft nicht ganz. Bei mir hat sich der Eindruck breitgemacht, dass sie ihren Figuren in vielen Momenten nicht mehr die eigentlich angebrachte Empathie entgegenbringen kann. Dass der Blick durch ihre Kamera plötzlich ein verurteilender ist. Dass dem Film so plötzlich etwas Milieutouristisches anhängt, was so zuvor immer so meisterinnenhaft vermieden hat.
★★★½☆

