Gesehen: Archipelago (2010) - Upstairs, Downstairs

In diesem Gefüge wird es niemals Augenhöhe geben.

Gesehen: Archipelago (2010) - Upstairs, Downstairs
Amy Lloyd als die Köchin Rose und Tom Hiddleston als Edward // Foto: Wild Horse Film Company, Curzon

Mehr als die Synopse habe ich vor dem Film nicht gelesen. Umso überraschter war ich dann, hier bei genauerer Betrachtung fast schon ein klassisches britisches Upstairs-Downstairs-Drama serviert zu bekommen.

Da ist die Mutter, die vermutlich noch eine Zeit ohne ausufernden Wohlstand kennengelernt hat und krampfhaft versucht, sich und dem Zusammensein mit ihrer Familie noch einen Rest von Würde zu erhalten, nahbar zu bleiben, wie es der eigene Reichtum eben zulässt.

Da ist die Tochter, die vermutlich in ihrem Leben keine Sekunde der ökonomischen Unsicherheit erfahren hat, für die es normal ist und in deren Innerem sozusagen verankert ist, dass sie Teil einer gewissen ökonomischen Klasse ist und sie alleine aus diesem Umstand heraus auf Menschen außerhalb dieser Klasse herabblicken darf.

Da ist der Sohn, der sich in diesem Gefüge offensichtlich unwohl fühlt, die Ungerechtigkeit in der ungleichen Vermögensverteilung erkannt hat und sich in seinen Abgrenzungsbemühungen ausgerechnet als schlimmstes aller Glieder dieser Familienbande entpuppt. Denn er gesteht sich nicht ein, dass sein ach so liberaler Lebensstil auch nur möglich ist, weil ihm der Rücken durch die Arbeiter:innenklasse freigehalten wird und es mit dieser durch das aus der finanziellen Abhängigkeit entstehenden Machtgefälle niemals ein Miteinander auf Augenhöhe geben kann. Der Sohn versucht es trotzdem und macht sich dabei der emotionalen Ausbeutung schuldig.

Ein Beispiel: Er fragt die Köchin nach ihren Eltern. Für sie ist es offenbar schwer, darüber zu sprechen. Zu tief sitzt noch der Schmerz nach dem Tod ihres Vaters im Jahr zuvor. Sie versucht es trotzdem, wird jedoch wenige Sekunden später wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen, als der Sohn von seiner Schwester ohne Rücksicht auf das laufende Gespräch wegen irgendeiner Belanglosigkeit angequatscht wird. Die Köchin bleibt aufgewühlt und alleine mit ihrer Trauer stehen und muss umgehend weiter ihren Dienst schieben. Aber der Sohn darf sich so wie ein Mann des Volkes™ fühlen.

Nur besteht in diesem Fall durch das Machtgefälle natürlich keine „Waffengleichheit". Das ist die Grundlage des gesamten Films.

★★★½☆

🇬🇧, R: Joanna Hogg, D: Tom Hiddleston, Lydia Leonard, Kate Fahy, Amy Lloyd, Christopher Baker, Trailer, Letterboxd, Wikipedia, Foto: Wild Horse Film Company, Curzon

Archipelago - Stream: Jetzt Film online finden und anschauen
Finde heraus, wie und wo du “Archipelago” heute auf Netflix, Prime Video, Disney+ & Co. online sehen kannst – einschließlich 4K und kostenloser Optionen.
A ★★★½ review of Archipelago (2010)
Mehr als die Synopse habe ich vor dem Film nicht gelesen. Umso überraschter war ich dann, hier bei genauerer Betrachtung fast schon ein klassisches britisches Upstairs-Downstairs-Drama serviert zu bekommen. Da ist die Mutter, die vermutlich noch eine Zeit ohne ausufernden Wohlstand kennengelernt hat und krampfhaft versucht, sich und dem Zusammensein mit ihrer Familie noch einen Rest von Würde zu erhalten, nahbar zu bleiben, wie es der eigene Reichtum eben zulässt. Da ist die Tochter, die vermutlich in ihrem Leben keine Sekunde der ökonomischen Unsicherheit erfahren hat, für die es normal ist und in deren Innerem sozusagen verankert ist, dass sie