Gesehen: Underground (1995) - Fiebertraum mit Blaskapellenbegleitung

In Inhalt und Form Ausdruck der komplizierten Geschichte des ehemaligen Jugoslawiens, der mitunter ziemlich sauer aufstößt.

Gesehen: Underground (1995) - Fiebertraum mit Blaskapellenbegleitung
Foto: Pandora Film Verleih

Ein bitterböser Fiebertraum mit Blaskapellenbegleitung. Wer Verklärungs- statt Erinnerungskultur pflegt, bleibt in längst überwunden geglaubten Zeiten stecken und unterwirft sich und die Gesellschaft dem Diktat der Ignoranz. Falscher (National-)Stolz ebnet den Weg in den Untergang.

Ein bitterer Nachgeschmack bleibt hier unter anderem aufgrund dessen, dass im Kontext des Bosnienkrieges das Wort „Brudermord" in den Mund genommen wird. Klar, der Völkermord von Srebrenica geschah erst zwei Monate nach Premiere des Films. Dass zuvor bereits Kriegsverbrechen an der Bevölkerung inklusive blutiger Massaker mit dem Ziel der ethnischen Säuberung begangen wurden, war jedoch schon bekannt. „Brudermord" erscheint mir eine bewusste Relativierung dieser Verbrechen.

UNDERGROUND ist also in Inhalt und Form, mal bewusst und mal unbewusst, Ausdruck der komplizierten Geschichte des ehemaligen Jugoslawiens und in den sauer aufstoßenden Momenten Zeugnis der unendlich tiefen (moralischen und menschlichen) Abgründe, die im Zuge des Zusammenbruchs Jugoslawiens unverfüllbar wie unüberbrückbar wurden. Es gibt kein Zurück mehr für Menschen, die anderen das Menschsein absprechen, weil sie dadurch selbst das Menschsein hinter sich lassen.

★★★★☆

🇨🇿/🇫🇷/🇩🇪, R: Emir Kusturica, D: Miki Manojlović, Lazar Ristovski, Mirjana Joković, Slavko Štimac, Ernst Stötzner, Srđan ‘Žika’ Todorović, Mirjana Karanović, Trailer, Letterboxd, Wikipedia, Foto: Pandora Film Verleih

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A ★★★★ review of Underground (1995)
Ein bitterböser Fiebertraum mit Blaskapellenbegleitung. Wer Verklärungs- statt Erinnerungskultur pflegt, bleibt in längst überwunden geglaubten Zeiten stecken und unterwirft sich und die Gesellschaft dem Diktat der Ignoranz. Falscher (National-)Stolz ebnet den Weg in den Untergang. Ein bitterer Nachgeschmack bleibt hier unter anderem aufgrund dessen, dass im Kontext des Bosnienkrieges das Wort „Brudermord” in den Mund genommen wird. Klar, der Völkermord von Srebrenica geschah erst zwei Monate nach Premiere des Films. Dass zuvor bereits Kriegsverbrechen an der Bevölkerung inklusive blutiger Massaker mit dem Ziel der ethnischen Säuberung begangen wurden, war jedoch schon bekannt. „Brudermord” erscheint mir eine bewusste Relativierung dieser Verbrechen.