„Alles gut?", fragen sich die Figuren dieses Films ständig gegenseitig, obwohl sie die Antwort schon kennen, aber sich lieber ins Gesicht lügen lassen. Was hier passiert, ist nach allen Regeln der Kunst eine Home Invasion – und innerhalb des Schaffens der Zürcher-Brüder von DAS MERKWÜRDIGE KÄTZCHEN (2013) über DAS MÄDCHEN UND DIE SPINNE (2021) bis hierhin zum SPATZ eine nur folgerichtige Eskalation.
Wo in den beiden vorherigen Filmen die Sehnen immer und immer wieder bis kurz vor den Zerreißpunkt gespannt wurden, wird hier eiskalt mit Pfeilen auf Menschen geschossen. Die gegenseitige Feindseligkeit wird immer offener ausgetragen und darf auch in Gewaltfantasien eskalieren.
Es ist nicht das Haus der Familie, das etwa vom Spatz durch den Kamin oder der Ratte durch das Küchenfenster infiltriert wird. Es ist nicht die Natur, die in den domestizierten Raum eindringen will.
Es ist Maren Eggerts Figur, in die von allen Seiten versucht wird, (psychisch) einzudringen. Es sind die anderen Menschen mit ihren Traumata, Erinnerungen, Bedürfnissen und Träumen, die hier schonungslos in dieses Haus, in Maren Eggerts ebenfalls vorbelastetes Refugium getragen werden.
Bereits ein Leben lang scheint ihr das zu widerfahren. Während ihr Umfeld mit ähnlichen Erfahrungen versucht, Umgang zu finden, mauert sie sich immer weiter ein.
Dass Ramon Zürcher diesem Brodeln nicht nur den Ausbruch gönnt, sondern plötzlich auch ein Loslassen, ein Anerkennen von Trauma und Verletzungen, eine Hoffnung auf Heilung möglich macht, habe ich innerhalb des Zürcherschen Schaffens als ziemlich radikal im allerbesten Sinne wahrgenommen.
★★★★½
