Vor gut fünf Monaten habe ich das dänische Original gesehen und deshalb komme ich nicht umhin, die Parallelen zu ziehen und miteinander zu vergleichen.
- Das Original lebt von einer zunehmend entrückten Figurenzeichnung, die erst mit vielen kleinen irritierenden Momenten vorbereitet wird, bis sie sich in Transgressionen überschlägt. Diese Entwicklung geht dem Remake etwas ab. James McAvoys Figur reitet eine von Beginn an kaum in ihrer Höhe variierende Prollwelle. Dadurch verpuffen viele Momente, im Original noch zur Irritation angelegte Momente, im Nichts, weil sie sich nicht ausreichend abheben.
- Immerhin: Das Remake versucht etwas Neues und durch das Original bestehende Elemente für sich neu zu deuten. Trotzdem fehlt es dem daraus entstehenden Horror einfach an Intensität. Wo die Taten im Original in genau dem richtigen Maße unerklärt blieben, präsentiert James Watkins seine Entscheidungen regelrecht auf einem Silbertablett.
So verkommt die 2024er-Version zu stumpfem Backwoods-Horror, der sich letztlich vom rechten Kulturkampf vor sich hertreiben lässt und in jede von dessen Fallen tappt.
Ein bisschen musste ich an James Watkins' EDEN LAKE (2008) denken. Dazu schrieb ich unter anderem:
Der Film lässt ökonomische Perspektivlosigkeit, Eskapismus im Drogenrausch, eine weit geöffnete soziale Schere, fehlende soziale Auffangmechanismen, Gentrifizierung und Abdrängung an den Rand der Gesellschaft aufeinanderkrachen und bietet mit dem zentralen Konflikt einen horrormäßig überzeichneten Ausblick auf den bevorstehenden Bruch im gesellschaftlichen Gefüge. Diese Komplexität lässt sich jedoch wirklich nur finden, wenn man permanent in Metaphern denkt und damit aufhört, sich mit dem tatsächlich Gezeigten auseinanderzusetzen.
So lässt sich auch seine Version von SPEAK NO EVIL betrachten.
★★½☆☆
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