Dieser Film hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Eigentlich hätte Marie Speths Werk den Titel tragen müssen, den Sandra Wollner 13 Jahre später für ihren Film nutzte: THE TROUBLE WITH BEING BORN. Es gibt kaum einen Satz, der all das mit nur so wenigen Worten beschreibt. Der die unglaubliche Ungerechtigkeit beim Ziehen aus dem Lostopf der Lebenswege so präzise beschreibt. Kein Kind der Welt kann sich aussuchen, in welche Umstände es hineingeboren wird.
Auch Sandra Hüllers Rita konnte das nicht. Sie kennt kein funktionierendes Familienleben, geschweige denn ihren eigenen Vater und offenbar auch keine sicheren ökonomischen wie sozialen Umstände.
Ihren Kindern will sie nun ein Fundament bieten. Doch sie befindet sich längst auf einem selbstzerstörerischen Weg hinein in eine Sackgasse. Sie glaubt, ihre reine Anwesenheit schafft Sicherheit. Weil sie die Abwesenheit von Menschen und Dingen für sie die Wurzel aller Unsicherheit ist. Aber sie hat nie gelernt, wie man für sich einsteht, Sicherheit erkämpft, kultiviert und anderen bietet. Rita strebt nach einem unerreichbaren Ideal, das in ihrer zerfressenen Psyche herumwabert.
Sie probiert es einfach immer und immer wieder. Brute Force. Sie versteht nicht, warum einfach nichts besser wird und weiß gleichzeitig, dass ihr Handeln alles schlimmer macht. Weil sie es nie anders gelernt hat. Weil ihr nie jemand eine Hand gereicht hat. Deshalb kann sie einfach nicht raus aus ihrer Haut. Und darin ist die unendlich tiefe Traurigkeit dieser Geschichte begründet.
★★★★½
