Barbara Peveling hat für 54books ein tolles Essay geschrieben, in dem sie über den Weltraum bestimmende Geschichten nachdenkt. Star Trek, Star Wars und Marvelgedöns sind es jedenfalls nicht. Denn die Konflikte in diesen Universen sind so viel weiter weg von denen, die zur Sekunde den Raum um unseren Planeten herum bestimmen und Einfluss auf uns nehmen.
[...]Elon Musk geht davon aus, dass in der Zukunft von Menschen gegründete Zivilisation aus dem All den Menschen auf der Erde zu Hilfe kommen werden. Auf diese Ideologie menschlicher Evolution begründen sich die Aktivitäten seines Unternehmens Space X. Das Narrativ eines den Weltraum erobernden Major Tom hat also direkt die Ambitionen des reichsten Mannes der Welt geprägt[...]. Er hat aus den Science-Fiction-Erzählungen eine Ideologie gemacht. Ideologien stehen von jeher am Anfang menschlicher Aktivitäten. Ob wir die Monumente von Stonehenge, die Kriege der Azteken oder die Vertreibung der Kachin-Minderheiten in Burma betrachten, es sind meist ideologische Überzeugungen, die Menschen zum Handeln bringen.
Ideologien können auch Entwicklungen verhindern und andere ermöglichen, indem zum Beispiel bestimmte Führungsmodelle abgelehnt werden.
Ob es privaten Unternehmen überhaupt erlaubt sein sollte, den Weltraum für sich zu beanspruchen? Auf jeden Fall ist es nicht nur höchst problematisch, kritische Infrastruktur in private Hände zu geben, es kostet wortwörtlich Menschenleben.
Der nächste internationale Krieg, heißt es, wird nicht mehr auf der Erde stattfinden, sondern damit beginnen, dass die eine Seite die Satelliten der anderen zerstört. Und auch hier hat Elon Musk bereits eine Generalprobe veranstaltet. Nachdem er der Ukraine erst seinen Satelliten Starlink zur strategischen Unterstützung angeboten hatte, befahl er später wieder, diese für den Zeitraum eines Drohnen-Manövers der Ukraine auszusetzen. Er habe Sorge, erklärte er, der russische Präsident könnte als Reaktion Atomwaffen einsetzen. Mittlerweile wird darüber spekuliert, ob Musk seine Satelliten heute nicht der Gegenseite, also Russland im Ukrainekrieg zur Verfügung stellt.
Als großer Fan von Star Trek, mit dem ich aufgewachsen bin, schmerzt es sehr, das Weltall immer weniger als utopischen Raum wahrzunehmen, weil jetzt auch die ganzen Broligarchen diesen Space disrupten wollen und den hoffnungsvollen Blick in die Zukunft versperren. Jeff Bezos' Penisrakete war ja noch lustig. Aber Musks Starlink-Satellitennetzwerk ist ein geostrategisch relevantes Werkzeug in der Hand eines Rechtsextremisten.
Über die Utopie nachzudenken ist schwer, wenn die Dystopie bereits praktisch an die Tür klopft.
