Joan Westenberg baut einen Trump-sicheren Tech Stack und ich versuche das auch
Joan Westenbergs Blogpost darüber, wie man sich in Sachen Software unabhängig von den USA aufstellt, hat dieser Tage ziemlich die Runde gemacht. Viele wahre Worte stecken in ihrem Text.
Apple, Microsoft, Google, Meta, and other tech companies operating on American soil can talk a big game about their sovereignty, independence, and encryption. But talk may be all it is; there can be no guarantee that an authoritarian U.S. government will not compel American cloud, email, productivity, and messaging providers to open their databases and records to partisan law enforcement.
Even the tech you can trust is eventually going to run up against Trump and his crime family sooner or later. And there is no guarantee that they will have the resources, the recourse or the legal infrastructure to stare him down.
Die aktuelle Situation erinnert mich ein bisschen an die Zeit, in der die Massenüberwachung von Internetnutzer:innen weltweit durch die NSA mit dem von Edward Snowden geleakten Programm PRISM aufflog. Mein technisches Wissen reichte damals (wie heute) nicht aus, um die Lage im Detail nachvollziehen zu können. Das reichte mir damals, um nach mehreren Jahren Chrome zurück zu Firefox zu kehren. Mein damals vielleicht naiver und einfältiger Gedankengang: Steckt in Chrome eine Backdoor für Regierungsorganisationen, werden wir das wohl nie erfahren – oder erst, wenn es längst zu spät ist. Firefox ist wenigstens Open Source.
Dieser Tage stehen wir wieder vor einem ähnlichen Problem. Der politische Druck auf Unternehmungen, die Verschlüsselung von Nutzer:innendaten und vornehmen, wächst. Apple stellt etwa in Großbritannien ihre sogenannte Advanced Data Protection auf dem iPhone direkt ganz ein, weil die Regierung Behördenzugang zu den eigentlich verschlüsselten Daten fordert. Signal ist bereit, Schweden auszusperren, falls sie durch neue Gesetze zur Herausgabe verschlüsselter Daten gezwungen werden sollten.
The only way you can ever be truly confident in your data is to use e2e encrypted products, no matter where they're built or who is building them. And in the midst of the Global Backslide, there is no guarantee that any European nation can be counted on forever.
Wie also kann man sich davon ein bisschen unabhängiger machen, ohne gleich besserwissender Linuxprogrammierer:in zu werden?
I've long been a proponent of simple tech. So I'm not looking to build a complex productivity stack with all the bells and whistles; all I want, all I need, is tech that works and does the job. And while in the past, privacy was a major concern, I'm taking that up a notch, trying to move as much of the technology I use off U.S. big tech platforms and servers and onto European / Canadian owned, operated, and hosted platforms, or open-source, encrypted, distributed software maintained by international teams who aren't driven by a growth-at-all-costs mentality.
Joan Westenberg geht schließlich näher auf ein paar Tools in ihrem Arsenal ein.
In Sachen Taskmanagement setzt sie auf ToDoist, auch weil die Bude ihren Firmensitz in Europa hat. Das ist schon ein mächtiges Tool, aber ich bin längst kein Freund mehr von Cloud-Zwang, weil der aus jedem Produkt eine Software-as-a-Service macht und ein Abomodell nach sich zieht. Wichtig: Ich bin kein Gegner davon, für gute Software Geld zu bezahlen – auch Summen, die die durch die App-Stores dieser Welt etablierten Kleinstpreise deutlich übersteigen. Wenn es jedoch keine Abo-Alternative gibt, bin ich in der Regel raus.
Wahrscheinlich habe ich auch Glück, mit viel schmaleren Toolsets in Sachen Taskmanagement über die Runden zu kommen. Ich nutze aus verschiedenen Gründen Structured aus Berlin und fahre damit ziemlich gut. Und es wird neben monatlichen und jährlichen Abo-Zahlungen auch eine Lifetime-Lizenz angeboten 🙌
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Für Textverarbeitung setzt Westenberg auf den iA Writer aus der Schweiz. Den habe ich auch sehr lange sehr gerne benutzt – bis ich auf Obsidian gestoßen wurde. Diese Tool ist wirklich die eierlegende Wollmilchsau: kostenlos, Open Source, arbeitet ausschließlich mit Markdown-Files, ist (jedenfalls auf meinem Macbook) extrem energiesparend, super schnell und durch unzählige Plugins erweiterbar. Ich nutze Obsidian zum Beispiel für Notizen aller Art, um alle Posts für dieses Blog vorzuschreiben und sie dann mit einem einfach Click ins CMS zu transportieren, als Read-it-Later-App mit Hilfe des Web Clippers, für Sprachnotizen und kostenloses TTS-Tool für längere Texte.
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Bei Mails kann ich es kurz machen: Die liegen bei mir bei meinem Webhoster. Joan Westenberg empfiehlt Proton aus der Schweiz. Zwar ist Proton-Chef Andy Yen offenbar auch – zumindest ein bisschen – auch dem Trumpismus verfallen, aber immerhin ist er kein Alleinherrscher in dem Laden, der mittlerweile mehrheitlich einer Stiftung gehört.
Durchs Netz bewege ich mich immer noch mit Firefox und einer Reihe von diversen Addons – darunter der Privacy Badger der EFF, Decentraleyes und der Facebook Container. Außerdem teste ich parallel Zen, der auf Firefox-Basis einen ähnlichen Weg wie die Browser Company mit Arc zu gehen versucht – nur eben nicht mit Chromium unter der Motorhaube und bisher auch ohne jeglichen Feature-Bloat.
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Und sonst so?
Wenn ich mit LLMs herumspielen möchte, setze ich entweder lokal auf Jan oder treibe mich auf Hugging Face bzw. bei HuggingChat herum. RSS-Feeds abonniere und lese ich sowohl auf dem Rechner als auch am Handy mit NetNewsWire. VLC ist immer noch ein treuer wie zuverlässiger Begleiter in Sachen Videowiedergabe und meine E-Book-Bibliothek verwalte ich mit dem, wenn auch total hässlichen, Goldstandard Calibre.
Die abschließenden Worte überlasse ich dann wieder Joan Westenberg.
It's easy to laugh at people who "choose the mountain" - deliberately making their lives harder and more complicated to pursue their values. We laugh because we've been taught, we've been convinced that sincerity and idealism are cringeworthy, embarrassing to the point of pornographic discomfort.
But that cynicism didn't help us stave off the last gasps of bigoted, white supremacist power, and it won't help us fight against it.
We need the idealism that pushes ordinary people to make better decisions and stick to them.
Yes, even if that looks like switching email providers.