Was in den USA gerade unter Trump und mehr oder weniger Elon Musk passiert, macht fassungslos. Ich spare mir die vielen einleitenden und erklärenden Worte, möchte aber auf die Kolleg*innen von Wired hinweisen, die einen fantastischen Job abliefern und in dieser Sache gerade so ziemlich jedes andere US-Medium vorführen.
Ich komme mir komisch dabei vor, diese Katastrophe mit weitreichenden Folgen für das (Über-)Leben von unzähligen Menschen einfach zu ignorieren. Andererseits: Was kann ich auf diesem Blog mit vergleichsweise keiner Reichweite schon zur Gemengelage beitragen?
Jason Kottke, den ich seit Jahren täglich lese, treibt das auch um. Diese Woche schrieb er unter anderem:
As you might have noticed (and if my inbox is any indication, you have), I have pivoted to posting almost exclusively about the coup happening in the United States right now. My focus will be on this crisis for the foreseeable future. I don’t yet know to what extent other things will make it back into the mix. I still very much believe that we need art and beauty and laughter and distraction and all of that, but I also believe very strongly that this situation is too important and potentially dangerous to ignore.
Klar, Jason hat zwar eine enorme Reichweite, aber natürlich nicht die einer Wired oder New York Times. Letztlich geht es hier aber auch darum zu tun, was sich richtig anfühlt.
Für mich fühlt es sich nun richtig an, mit dem Finger hierauf zu zeigen: Donald Trump ernennt sich selbst zum Vorsitzenden des Kuratoriums des John F. Kennedy Centers for the Performing Arts und schmeißt gleichzeitig mehrere Mitglieder raus.
At my direction, we are going to make the Kennedy Center in Washington D.C., GREAT AGAIN,” he wrote. “I have decided to immediately terminate multiple individuals from the Board of Trustees, including the Chairman, who do not share our Vision for a Golden Age in Arts and Culture. We will soon announce a new Board, with an amazing Chairman, DONALD J. TRUMP! (Indiewire)
Das ist nicht nur ein bisschen faschistoid, das ist Faschismus 101.
Back in his first term, Trump declined to attend the Kennedy Center Honors ceremony in 2017 after some honorees were critical of him. The honorees included Carmen de Lavallade, Gloria Estefan, LL Cool J, Norman Lear, and Lionel Richie.
Die beleidigte Leberwurst zu spielen, ist das eine. Kunst und Kultur zu „verstaatlichen", um sie nach eigenen Vorstellungen zu einem Instrument der Propaganda umzubauen, das andere.
Zurück zu Jason Kottkes Coup-Coverage – oder besser: zu dem, was der ebenfalls geschätzte Andy Baio dazu sagt:
it's hard to keep posting fun creative projects while your country is being gutted, but I'll keep going until I can't anymore
Vielleicht mache ich mir etwas vor, wenn ich jetzt sage, dass auch ich das hier bei mir im Blog versuche. Vielleicht sage ich das, weil es sich gut anhört und die Lage in Deutschland (noch) nicht so ist. Aber es fühlt sich richtig an, auch weiter über die inspirierenden Dinge zu schreiben – auch, wenn diese Inspiration einen dunklen Ursprung hat und es sich irgendwie auch so anfühlt, wie Berit Glanz schreibt.
Wie sich die Gleichzeitigkeit von Alltag und aufziehendem Faschismus angefühlt haben muss, kann ich erst jetzt richtig nachvollziehen. Man sitzt irgendwie geschockt vor Nachrichten, muss dann aber auch Geld verdienen und die Geschirrspülmaschine ausräumen.
— Berit Glanz (@beritmiriam.bsky.social) 2025-02-05T08:58:10.574Z