Gesehen: The Old Oak (2023)
Als riesiger Fan von Ken Loach habe ich es sehr lange vor mir hergeschoben, diesen Film zu schauen. Denn alleine die Synopse hatte eine immens abschreckende Wirkung auf mich und ließ vor meinem inneren Auge den Bärenmarke-Bär über die saftig grüne Wiese tanzen – erzwungener Friede-Freude-Eierkuchen eben, das ganz reale Gefahren, denen Geflüchtete tagtäglich ausgesetzt sind, eben eher ausblendet.
Aber würde Ken Loach für eine derart lauwarme, der Realität nicht standhaltende Botschaft wirklich seinen bestechenden Sozialrealismus über Bord werfen? Das konnte ich mir dann doch nicht vorstellen.
Und was soll ich sagen? Wow, hat mich dieser Film berührt... Denn im Zentrum geht es hier um Mechanismen, die auch, aber nicht ausschließlich mit Migration, Integration, Rassismus und Xenophobie zusammenhängen.
Es geht um die unschätzbare Macht von bedingungsloser Solidarität und Gemeinschaft. Dazu gehört eben auch, dass es öffentliche wie gemeinschaftliche Orte gibt, an denen Menschen unabhängig von ihrem sozialen und ökonomischen Status niedrigschwellig zusammenkommen und sich begegnen können.
Aber lässt sich davon im Kontext der Integration Geflüchteter überhaupt erzählen, ohne auch die ihnen entgegenschlagende Menschenfeindlichkeit in all ihrer Härte in den Blick zu nehmen? Ich finde nicht, deshalb stehe ich an dieser Stelle dem Film auch skeptisch gegenüber.
Unstrittig sollte jedoch sein: Den rassistischen Fremdenfeind*innen räumt Ken Loach bewusst keine Bühne ein, um ihre kruden Stammtischmeinungen auszubreiten. Diesen Aspekt mit an dieser Stelle schon zu Tode wiederholten Sprüchen abzuhandeln, funktioniert erstaunlich gut. Wenn eine der Figuren „I'm not a racist, but..." sagt, bedarf es eigentlich keiner weiteren Worte mehr, jede*r weiß dann schon Bescheid.
Trotzdem blendet dieser Film natürlich nicht die ganz realen Probleme der Einheimischen aus – die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen, der Niedergang von ganzen Landstrichen außerhalb der urbanen Zentren, dem Zerfall von (gesellschaftlicher) Infrastruktur wie hier ganz konkret des Pubs The Old Oak.
★★★★☆