Gesehen: Drei Wege zum See (1976)
Kann man jemals den Ort, an dem man aufgewachsen ist und damit seine formativen Jahre verbracht hat, samt den dort gemachten Erfahrungen hinter sich lassen? Vielleicht ist man aber auch dazu verdammt, auf ewig an diesem Ort gefangen zu sein. Immer und immer wieder die gleichen Erfahrungen zu machen, dieselben Gefühle zu fühlen – egal, wo man sich auf der Welt befindet. Die Gegenwart entpuppt sich als Echo der Vergangenheit, das zwischen den Mauern der menschlichen Existenz bis zum Tod widerhallt.
Gibt es Hoffnung, ausbrechen zu können? Haneke verneint das – kurz vor Ende des Films ganz konkret durch den Erzähler, aber bereits deutlich früher durch ein unglaublich starkes Motiv. Darin greift er Caspar David Friedrichs „Der Wanderer über dem Nebelmeer" auf, positioniert seine Protagonistin dafür jedoch nicht über den Bergen zukunftsgerichtet in die Ferne blickend, sondern über Felsklippen im Gebirge, den Blick in den Abgrund gerichtet, der bereits seine leisen Lockrufe säuselt.
★★★½☆
Der Film steht noch bis zum 31. Januar 2025 in der Arte-Mediathek: