Gesehen: Napoléon (1927)
Alleine aus technischer Sicht herausragend, was hier passiert: Die dynamische Kamera, die sich stellenweise mitten ins Geschehen begibt und sich etwa auf einem rauschenden Fest von den Tanzenden mitreißen lässt. Die unglaubliche Bandbreite an Kulissen, Locations und die schiere Masse an Statist*innen. Die Collagierung, bei der teilweise drei Bilder nebeneinander montiert werden, um die Illusion eines Breitbildes zu erzeugen. Wie mit Transparenzen und Überlagerungen gearbeitet wird. All das zahlt ein auf den Wahnsinn, dem Napoleon gewissermaßen immer weiter verfällt.
Gleichzeitig findet der Film auch immer wieder in den vermeintlich leisen Momenten die Zeit und Ruhe, nicht nur die Taten, sondern auch das Innere Napoleons zu ergründen. Wie die Umstände seines Aufwachsens einen emotionalen Krüppel formten, der seinen Selbstwert aus militärischer Dominanz zog und in Gegenwart einer Frau weiterhin agiert wie das Kind von früher, um dessen emotionale Entwicklung sich niemand gekümmert hat: naiv, unbeholfen, obsessiv, besitzergreifend, trotzig, mit falscher Anspruchshaltung.
★★★★☆