Gesehen: The Pianist (2002)
Es ist durchaus beachtlich, dass sich der Film trotz des unsagbaren Elends nicht zu einem Elendsporno auswächst. Ja, Polański zeigt schlechte Menschen, die anderen Menschen Unsägliches antun. Aber er suhlt sich mit seinen Bildern letztlich nie darin.
Es sind Bilder, die zeigen, wie ein ganzes Volk von der Bildfläche verschwindet. Wie Adrien Brody als Władysław Szpilman durch das praktisch komplett menschenleere Warschauer Ghetto läuft, durch Straßen, die von vereinzelten Leichen und den letzten zurückgelassenen Habseligkeiten derer, die kurz zuvor in den Zug nach Treblinka gesteckt wurden. Später durch die grauen Ruinen einer in Folge des Warschauer Aufstandes zerstörten Stadt.
Das sind wahnsinnig eindrückliche Momente, die von einer unbegreiflichen Vereinzelung erzählen.
Außerdem ist der Film ziemlich gut darin, zu transportieren, wie die Welt um Władysław Szpilman herum mit jeder Sekunde enger wird – natürlich einerseits durch unser Hintergrundwissen um die Shoah, andererseits durch viele Momente, die ob dessen zu Nebensächlichkeiten zu werden drohen. Die Frau, die aus Angst vor den Nazis ihr eigenes schreiendes Kind erdrosselt hat. Ein Lebensmitteldieb, der vor Verzweiflung Eintopf wortwörtlich von der Straße isst. Menschen, die auf Gnade von den Nazis hoffen und sich deshalb gegen ihre Mitmenschen richten.
Abschließend wie immer: Fuck Roman Polański.
★★★★☆