Gesehen: Rosa Luxemburg (1986)
Schon ein bisschen spröde und behäbig, aber Margarethe von Trotta tut trotzdem einiges dafür, hier nicht nur ein ultrakonventionelles, glatt gezogenes Biopic zu inszenieren.
Der Verzicht auf eine streng lineare Erzählweise kontrastiert immer wieder neu die Ideale Rosa Luxemburgs und die Notwendigkeit dieser mit der Welt im Wandel, der Gesellschaft im Wandel, der Sozialdemokratie im Wandel.
Ein bisschen Behäbigkeit ist schließlich verschwunden, als klar wurde, dass von Trotta hier keinen Wert darauf legt, möglichst opulentes historisches Puppentheater zu spielen. Mit unter anderem Karl Liebknecht, Clara Zetkin und August Bebel tauchen zwar auch andere „Titan*innen" der deutschen Sozialdemokratie auf, aber niemand wird hier überlebensgroß inszeniert – auch Rosa Luxemburg nicht. Das sind halt der Karl, die Clara und der August.
Aus heutiger Sicht ist es von Trotta außerdem besonders gut gelungen, sehr klar- und weitsichtig die Probleme linker Bewegungen einzufangen: Mackerprobleme, innere Grabenkämpfe bis zur Selbstzerfleischung und die Erkenntnis, dass ein Sieg der Sozialdemokratie noch längst kein Sieg über das Patriarchat bedeutet.
★★★½☆