Gesehen: Renfield (2023)
Dieser Versuch, Bram Stokers Welt bis in unsere Zeit weiterzudrehen, scheitert, weil die dafür eingesetzten Mittel aus der Zeit gefallen sind. Würde sich Dracula heute nicht viel mehr auf die Seite der Großkonzerne schlagen?
Heute würde der Graf nicht den einen dicken Immobiliendeal einfädeln, sondern einen Straßenzug nach dem anderen schlucken, die Mieter*innen in den dortigen Häusern bis auf den letzten Tropfen aussaugen und sie schließlich zwecks Luxussanierung des Wohnungsbestands wie nasse Säcke auf die Straße werfen.
Ob genau mit diesem Beispiel ein besserer Film aus RENFIELD geworden wäre, weiß ich auch nicht. Was ich damit jedoch ausdrücken möchte: Dem Drehbuch fehlt die Umsicht für aktuelle Befindlichkeiten. Eine mit dem organisierten Verbrechen unter einer Decke steckende Polizei ist sicherlich nicht (mehr) das größte Problem – weder der Polizei noch gesamtgesellschaftlich betrachtet.
Was mich einfach nur noch unfassbar ermüdet: Jeder schmissige Action-Streifen muss auf Biegen und Brechen mit dem Choreografiebuch von JOHN WICK in der Kamerahand inszeniert werden. Kein Hauch einer Variation, kein Versuch, eine eigene Handschrift zu entwickeln, einfach nur durch und durch fade Bilder. Große Teile des Humors obendrauf auch noch auf einem „Haha, heute ist auch alles Trauma, oder?" aufzubauen, ist reaktionärer Unsinn.
★½☆☆☆