Mein kleiner Jane-Schoenbrun-Altar

Mein kleiner Jane-Schoenbrun-Altar
Jane Schoenbrun im Interview für den Teddy Award 2024 // (c) Teddy Award unter CC BY 3.0

Jane Schoenbrun gehört easy zu den interessantesten Filmschaffenden auf mindestens diesem Planeten. I SAW THE TV GLOW gehörte zu meinem Lieblingsfilmen 2024 und wenn ich mich darauf festnageln lassen müsste, würde der Film wahrscheinlich unangefochten an der absoluten Spitze stehen.

Auf they aufmerksam geworden bin ich durch Lucas Barwenczik, der mehrfach Schoenbruns WE'RE ALL GOING TO THE WORLD'S FAIR bei CUTS erwähnte. Danke, Lucas!

Jetzt gibt es ein neues Special von CUTS, in dem es um Jane Schoenbruns Schaffen geht. Neben Lucas sind dabei Christian Eichler und Hylia. Die mehr als dreieinhalb Stunden gibt es für Supporter'innen ab 4 Euro im Monat, die sich meiner bescheidenen Meinung nach mehr als lohnen.

In diesem Special zeichnen Christian, Lucas und Hylia nach, wie Schoenbrun die Ideenwelt zwischen Transness, Fiktion, Realität, Fanfiction, Internet, dem Festhalten und dem Loslassen, dem Annehmen und dem Ablehnen von Identitätsangeboten über die frühe Filmografie entwickelt.

Wer nicht zahlt, bekommt im normalen Feed immerhin auch einen kostenlosen Teaser, dessen gute halbe Stunde – insbesondere durch Lucas' hervorragende Einführung zu Leben und Schaffen Jane Schoenbruns – bereits ziemlich bereichernd ist.

A review of The School Is Watching (2015)
Letztlich ist diese Morning-Announcement-Collage eine Aneinanderreihung von Dissonanzen. Es ist die krampfhafte und nur selten gelingende Seriosität, die hier auf banalste Inhalte trifft. Es sind ernste Themen wie die sexuelle Belästigung einer Cheerleaderin vor der halben Schule, die im Cringe der Aufmachung untergehen. Es sind Bruchstücke, die nicht recht zusammenpassen wollen, aber trotzdem mit Gewalt in eine Form gepresst werden. Alles ist irgendwie entrückt. Vielleicht mag diese Lesart mit dem Wissen darum, dass Jane Schoebrun eine nichtbinäre trans Person ist, auf der Hand liegen. Vielleicht überlagert das weitere spannende Aspekte dieser sechseinhalb Minuten. Aber für mich klickt das einfach, weil
A review of A Self-Induced Hallucination (2018)
Diesen Found-Footage-Dokumentarfilm als Desktop-Film einzuführen, ist formal betrachtet ein ziemlich interessanter Hook – weil es die Medialität des Gezeigten noch einmal hervorhebt und einen zusätzlichen Kontrast schafft. Deshalb finde ich es ziemlich schade, dass über diesen anfänglichen Hook hinaus nichts mehr versucht wird. Davon abgesehen bedient sich Schoenbrun einer letztlich uralten Kulturtechnik, indem sie bestehende Inhalte und Bilder kuratiert, so zueinander in neue Beziehung setzt, Kontext schafft und neue Kontrastierungen ermöglicht. Nur hat sich die Nutzung dieser Kulturtechnik im digitalen Zeitalter verlagert. Heute sind es Reposts, Newsletter, (immer noch und schon wieder) Blogger*innen, Youtuber*innen usw., durch die coole Inhalte einem
A ★★★★ review of We’re All Going to the World’s Fair (2021)
Hier lässt sich sicherlich ein Feuerwerk der Interpretationen abbrennen. Meins geht so: Wir sehen das Porträt einer Jugend in Trumps Amerika. Anna Cobbs Casey ist die einzige Überlebende eines Amoklaufes an ihrer Schule – darauf lässt sich von einem ihrer Videos, das einen Titel à la „Rundgang durch meine Highschool“ trägt, sie aber tatsächlich über einen Friedhof gehend zeigt, schließen. Ihr gesamtes Umfeld ist aus dem Leben gerissen worden und jetzt ist sie alleine, macht Videos gegen das eigene Verschwinden in der verzweifelten Hoffnung gehört zu werden, schreit unablässig in den schier endlosen Äther hinein, aus dem heraus nichts und
A ★★★★½ review of I Saw the TV Glow (2024)
Nach WE’RE ALL GOING TO THE WORLD’S FAIR konnte ich noch nicht so richtig in Worte fassen, was mich an Jane Schoenbruns Art und Weise des Filmemachens so fasziniert. Aber hiernach war es mir plötzlich glasklar: Schoenbrun verweigert komplett der Rezeptionsgeschichte anderer Filme, Serien, Musik oder Erzählmustern. Schoenbrun kann nicht gegen den Strich bürsten, als trashig wahrgenommene Elemente ironisch einsetzen oder mit Nostalgie verklären, weil Schoenbrun nicht auf diesen Ebenen arbeitet. Schoenbrun behält sich einen wertfreien Blick auf all diese Werkzeuge und nutzt sie völlig losgelöst von den Zuschreibungen anderer. Genau deshalb wirken Schoenbruns Filme auf mich so anders und