Gesehen: La Captive (2000)
Der Film schreitet den vermeintlich schmalen Grat zwischen Begehren und Besitz ab, den so wohl nur in einer patriarchalen Welt geben kann – dort, wo die Grenze kaum zu erkennen ist und beide Seiten stetig ineinander fließen.
Doch wer ist in dieser Welt wirklich gefangen? Die Frau natürlich, weil sie ihr eigenes Leben nur im Verborgenen leben kann und alles andere als Willenlosigkeit bereits als Aufbegehren wahrgenommen wird. Aber eben auch der Mann, der permanent an der Aufrechterhaltung dieser Struktur arbeitet. Was ihm die Fesseln anlegt, ist der Kontrollzwang und die Eifersucht, aber vor allem die eigene tief sitzende Unsicherheit, was die eigene Sexualität in Verbindung mit dem eng daran geknüpften Männlichkeitsbild angeht.
Mir sind vor allem die zahlreichen Parallelen zu Alain Resnais' L'ANNÉE DERNIÈRE À MARIENBAD aufgefallen – einerseits durch die Art und Weise, wie sich die Figuren durch den Raum bewegen und dabei von der Kamera eingefangen werden, andererseits durch die Unzuverlässigkeit von Raum und Zeit. Beide Filme eint eine obsessive männliche Figur auf der Fährte einer Frau. Und das bricht Chantal Akerman hier durch ihre feministische Linse auf.
★★★★☆
Steht noch bis zum 24. April 2024 in der Arte-Mediathek: