Gesehen: Bis zur Wahrheit (2024)
Ich glaube, dieser Film ist für eine ganz bestimmte Zielgruppe gemacht und von daher entsprechend inszeniert und erzählt. Ich bin nicht Teil dieser Zielgruppe, da Pi mal Daumen 30 Jahre zu jung. Also erkenne ich an, dass hier akribisch ein so drängendes Thema allumfassend bearbeitet wird, mit dem ich mich vielleicht schon länger auseinandersetzen mag, besagte Zielgruppe aber nicht den ganzen Tag kluge Stimmen in Podcasts und auf [Soziales Netzwerk] hört bzw. liest.
Wenn ich den Film jedoch losgelöst von jeglicher statistischer Erhebung bezüglich des Durchschnittsalters linearer Programme im öffentlich-rechtlichen Rundfunk betrachte, bleibt für mich sehr schnell nicht mehr viel übrig.
Ästhetisch rangiert der Film auf dem Niveau eines Vorabendkrimis – mit aalglatten Bildern, abgegriffenen Motiven und untermalt von durchgehend profillos vor sich hinsäuselnder Musik.
Keine Figur hat eine wirkliche Agency. Weitestgehend wird wie an Marionettenfäden vor sich hin reagiert, aber bis auf einen großen Moment praktisch nie agiert. Das mag im Fall der Protagonistin vor allem auf einer metaphorischen Ebene aufgehen. Aber es sind aus unerfindlichen Gründen einfach alle Figuren betroffen.
Als wirklich filmischer Moment ist mir lediglich eine Szene im Kopf geblieben – die, in der sich Maria Furtwänglers Martina auf die Tanzfläche des Clubs begibt, den ihr Vergewaltiger kurz zuvor verlassen hat. Sie erobert sich hier nicht ihren Raum zurück. Sie entreißt ihrem Täter einen vermeintlichen Rückzugsort, macht klar, dass er immer weniger Raum hat, in dem er sich mit seinen Lügen sicher fühlen kann.
Nach SCHWEIGEND STEHT DER WALD habe ich mir mehr davon erhofft.
★½☆☆☆
Der Film steht noch bis zum 20. November 2025 in der ARD-Mediathek: