Gesehen: Les innocents aux mains sales (1975)
Romy Schneiders Figur kann hier noch so ausgefuchste Pläne zum Ausbrechen aus ihren Leben genannten Gefängnis schmieden und sich mit vermeintlichen Verbündeten im Rücken sicher fühlen – an irgendeinem Punkt des Planes wird sie unweigerlich an einen Mann geraten und dieser Mann wird ihr in den Rücken fallen.
Die hier beschriebenen Strukturen haben bis heute, fast 50 Jahre nach Erscheinen des Films, nahezu unverändert Bestand. Mit 18 hat die Protagonistin einen deutlich älteren und offenkundig stinkreichen Mann geheiratet. Warum also eine eigene Existenz aufbauen, wenn man sowieso schon „abgesichert" ist? Doch diese finanzielle und somit existenzielle Abhängigkeit wird so im Laufe der Jahre natürlich immer stärker und das Machtgefälle immer größer. Sie ist vollständig patriarchalen Strukturen und Gewalt unterworfen. Selbst aus dem Jenseits heraus scheinen Männer noch über sie verfügen zu können.
Zeitweise habe ich mich aber auch gefühlt, als ob ich gerade einen deutschen Klischeekrimi schauen würde. Vor allem die Ermittler sind irritierend schrullig und bürsten so ungeschickt gegen den abgründigen Strich des Films. Etwas ambivalent stehe ich den ständigen Irrungen, Wirrungen und Wendungen gegenüber. Mir schien es, als ob die sich nur selten aus der inneren Logik des Films heraus nachvollziehen lassen konnten und man deshalb ohne eine derart schwergewichtige Exposition gar nicht über die Distanz kommt.
★★★½☆