Gesehen: Los delincuentes (2023)
Als der Film in Richtung magischer Realismus gekippt ist, wusste ich: Die mehr als dreistündige Laufzeit ist mir noch nicht genug! 😅
Es ist die Verheißung, der urbanen Einöde entliehen zu können, die Ketten des Kapitalismus zu sprengen und sich im Paradies von den Sirenen verführen zu lassen, mit der hier gespielt wird. Die beiden verlorenen Seelen und die drei verführerischen „Sirenen“ tragen allesamt zueinander anagrammatische Namen. So lässt sich etwa aus den Figuren lesen, was war, was ist und was wird. Die Sirenen als Manifestation von Sehnsüchten, Träumen und Bedürfnissen.
Aber zu Hause in der Großstadt, in der tagtäglichen Monotonie des Wirtschaftens, da geht man eher freiwillig in den Knast, als sich vom Arbeitgeber über die nächsten 20 Jahre bis zur Rente bis auf den letzten Tropfen Lebenswillen auspressen zu lassen. Wenn das Gefängnis ein glaubwürdigeres Versprechen von Freiheit vorbringen kann als die geltende Gesellschaftsordnung, läuft irgendwas nicht ganz richtig. (Dann im Knast direkt wieder mit monetären Zwängen konfrontiert zu werden, – also auf den Schutzgelderpresser zu stoßen, der mit demselben Schauspieler wie der Chef der Protagonisten besetzt ist – ist nicht nur herrlich ironisch, sondern birgt auch eine bittere Wahrheit in sich.)
Der Film hat zwar auch durchaus Momente, in denen er unnötig viel ausbuchstabiert, aber die haben letzten meinem Genuss keinen Abbruch getan.
★★★★☆