Gesehen: Wintermärchen (2018)
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Der Abspann beginnt über den Fernseher zu laufen, im Hintergrund setzt „Schrei nach Liebe“ von Die Ärzte ein und ich denke mir nur: „Euer verdammter Ernst?!“ Wer diese Lyrics wirklich als Erklärungsansatz für rechtsextremen und nationalsozialistischen Terror begreift, der hat doch den Schuss nicht gehört. Die Nazis sind die ungeliebten Kinder mit den bösen Eltern, sind sexuell frustriert, kennen ausschließlich toxische zwischenmenschliche Beziehungen und essen heimlich natürlich trotzdem Döner. Das Drehbuch klammert fast gänzlich die menschenfeindliche und rassistische Ideologie aus. Aber wer sich derart deutlich auf Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe bezieht, kann und darf sich das nicht erlauben.
Versucht man diese Brille für einen Moment abzulegen, verbirgt sich hinter WINTERMÄRCHEN aber eben auch eine unter die Haut gehende Beobachtung von Machtdynamiken, toxischen Beziehungsgefügen und repressiven Herrschaftssystemen. Und diesen Beobachtungen wohnt eine universellere Wahrheit inne, die sich nicht nur im Nationalsozialismus, sondern auch zwischen den Geschlechtern oder Institutionen wie etwa der katholischen Kirche wiederfinden lässt.
★★½☆☆
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