„Die Geschichte geht weiter“ – Victor Klemperers Tagebücher als Podcast
Am Tag des Wahldesasters hier in Sachsen und auch in Thüringen habe ich - zufällig, aber irgendwie auch passend - begonnen, den Podcast „Die Geschichte geht weiter“ von Deutschlandfunk Kultur zu hören. Es sind die Tagebücher von Victor Klemperer, die in den 1990er Jahren als Hörspiel vertont wurden und nun in Podcastform gegossen wurden. Für den formatgerechten Rahmen sorgt die Historikerin und Journalistin Leonie Schöler, die die jeweiligen zu hörenden Abschnitte einordnet.
Klemperer beobachtet die Unruhen der Weimarer Republik und den zunehmenden Antisemitismus. Er ist jüdischer Herkunft und konvertiert 1912 zum Protestantismus. Vor allem ist Klemperer jedoch nach eigener Aussage „Deutscher schlechthin“ – auch wenn die Nazis das anders sehen. Präzise notiert er seine Erfahrungen im Zeichen allmählicher Ausgrenzung, die zur Schikane wird und während des Nationalsozialismus in Verfolgung endet. Nach 1945 hofft Klemperer auf einen radikalen Neubeginn der jungen DDR. Die Inszenierungen der neuen Macht wecken jedoch Erinnerungen an die Zwanziger- und Dreißigerjahre – Indiz ist ihm erneut auch die missbrauchte Sprache.