Gesehen: Close to Vermeer (2023)
Ein Werbefilm? Ja, klar. Aber eben schon einer, der in der Lage ist, auch mal einen Schritt zurückzugehen und wirklich zu beschreiben, was Johannes Vermeer so ausgemacht hat, warum er bis heute eine so exponierte Stellung in der Geschichte der Malerei einnimmt, wie die Wissenschaft Kunstgeschichte eigentlich funktioniert und mit welchen Herausforderungen sie sich heutzutage konfrontiert sieht.
Dabei geht es um so viel mehr als die wohl niemals endgültig klärbare Urheberschaft eines Werkes. Es geht auch um diesen perversen Auswuchs, der sich Kunstmarkt nennt. So darf sich Junge Frau am Virginal nicht nur in der Privathand von Thomas Kaplan befinden, Kaplan kann das zur wissenschaftlichen Untersuchung aus seinem Rahmen herausgelöste Bild auch mit seinen bloßen Pranken anpacken und damit in den Händen wild herumgestikulieren, während den Kunsthistoriker*innen um ihn herum die Ärsche auf Grundeis gehen.
Dem Film gelingt es hier, das Spannungsfeld zwischen privatem Kunstmarkt und öffentlicher Hand aka Museen mit sehr filmischen Mitteln klar zu umreißen, ohne es mit Texttafeln, Voiceovers oder Talking-Heads erklären zu müssen. Die Bilder sprechen hier für sich.
Die Arbeit, die in Museen wie eben dem Rijksmuseum in Amsterdam geleistet wird, ist der eigentliche Star dieses Films. Gregor J. M. Weber, Co-Kurator der Vermeer-Megaausstellung, macht schon sehr früh klar, dass es natürlich auch um das Spektakel der reinen Anzahl von Vermeers an einem Ort geht, aber dass das alles nichts wert ist, wenn dabei nicht auch neue (wissenschaftliche) Erkenntnisse erarbeitet werden.