Gesehen: Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste (2023)
Für einen sehr kurzen Moment war ich von der Ästhetik dieses Films fasziniert. Wie hier die Bilder konstruiert und die Figuren durch eben jene Szenerie geschoben werden, das hat etwas Dioramahaftes an sich. Doch es dauert nicht lange, bis genau das nur noch irritiert. Der Film schafft es nie zu mehr als einer Art unbeholfenem (literatur)historischen Tabletop, ein Warhammer mit Vicky Krieps und Ronald Zerfeld, die auch nicht so richtig wissen, warum sie nun eigentlich in dieser Szenerie herumstehen müssen.
Beide bekommen zu wenig an die Hand, um zwei greifbare Figuren zu erschaffen – und sie lassen es die Kamera spüren. Die Auslassungen und Leerstellen sind einfach zu groß, den Figuren Ingeborg Bachmann und Max Frisch wird eine dritte Dimension verwehrt. Stattdessen wächst mit jeder Minute die keinesfalls gerechtfertigte Verliebtheit in die eigene Ästhetik und eine beschämende Gleichgültigkeit gegenüber dieser Gigantin der deutschsprachigen Lyrik.
★½☆☆☆