Gesehen: Sånger från andra våningen (2000)
Trotz seiner offenbar sehr tief sitzenden Misanthropie komme ich immer wieder gerne und mit Genuss zu Roy Andersson zurück – weil er so viele absurd komische Ideen hat und überaus clevere Bilder für die offenen Wunden der Gesellschaft findet, in die er erbarmungslos sein Salz streut.
„Das Leben ist ein Markt“, lässt Andersson eine seiner Figuren die ganze Misere auf den Punkt bringen. Wenn die oberste Maxime das Verkaufen – am besten immer mit einer extra Null hinten dran – ist, setzen unweigerlich Entfremdung und Entsolidarisierung ein. Arbeiter*innen treten beim Versuch, über Wasser zu bleiben, zunehmend nach unten, anstatt nach oben zu greifen.
Irgendwann sind nur noch aschfahle Menschenhüllen übrig, die sich kaum noch vom Grau der Stadt abzuheben vermögen und praktisch eins mit der industriellen Architektur werden.
Und trotzdem werden lieber ohne mit der Wimper zu zucken Kinder geopfert und wortwörtlich in die Glaskugel geschaut, als die unsichtbare Hand des Marktes infrage zu stellen. Gesellschaft, aber als unendlicher Stau, dessen Abgaswolke jeden noch so kleinen Keim der Kunst gnadenlos erstickt.
★★★★☆