Gesehen: Le genou de Claire (1970)

Gesehen: Le genou de Claire (1970)
(c) Studiocanal

Vielleicht liegt es daran, dass ich mich in den vergangenen Wochen immer mal wieder mit den Vorwürfen gegen Anissa Baddour und Simon Unge(€) beschäftigt habe. Jedenfalls erzählt LE GENOU DE CLAIRE immens viel über unsere Gegenwart samt Internet als Erweiterung des öffentlichen Raums und das Influencer*innen-Milieu.

Wir bekommen hier die Charakterstudie eines Mannes präsentiert, der – wie man heute im Internet sagen würde – unter dem Main-Character-Syndrom leidet. Diese Figur ist ein krasser Narzisst, der durch seine Überintellektualisierung jedes noch so banalen Halbgedankens vor sich selbst und anderen zu verstecken versucht, was für verkommener Mensch er eigentlich ist. Er rechtfertigt sein grenzüberschreitendes Verhalten mit den absurdesten Gedankengängen und merkt dabei nicht, dass wie eine Geige gespielt wird.

Jede noch so kleine Zuckung dieser Figur hat ihren Ursprung in dem Moment, in dem seine Schriftsteller-Freundin ihm sagt, dass er keine Inspiration für sie und seine Geschichte keine für sie sei. Dass er nicht mietfrei in ihrem Kopf lebt, dass sich ihr Leben nicht um seins dreht, das schließt bei ihm alle Synapsen kurz.

Und das alles in diesem leichtfüßigen Sommergewand ablaufen zu sehen, ist schon sehr faszinierend.

★★★★☆

FR, R: Éric Rohmer, D: Jean-Claude Brialy, Aurora Cornu, Béatrice Romand, Laurence de Monaghan, Michèle Montel, Trailer, Wikipedia
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