Gesehen: La stanza del figlio (2001)

Gesehen: La stanza del figlio (2001)
(c) Studiocanal

Ich habe es sogar als ein bisschen skurril empfunden, hier dieser so ausufernd liberalen Familie zuzuschauen; wie vertraut sie miteinander sind, wie offen, warm und ehrlich interessiert sie miteinander umgehen und welche Wärme das ausstrahlt.

Umso herzzerreißender ist dann der plötzliche Tod des Sohnes, der einfach ein gefährlich großes Loch in dieses Gefüge reißt und dadurch Fragen aufkommen, was diese Familie und auch die Liebesbeziehung der Eltern überhaupt zusammenhält. Und hier kommt Nanni Moretti meiner Meinung nach zu einem sehr berührenden Schluss: Dieser tragische Moment offenbart nicht, dass man nur noch wegen der Kinder zusammen war und sich eigentlich gar nicht mehr liebt. Er offenbart, dass aus dieser anfänglich romantischen, zweisamen Liebe etwas noch größeres, noch intensiveres und kaum mit Worten zu Beschreibendes erwachsen ist. Und diese empfundene Vollkommenheit wird auf die wohl schlimmstmögliche Probe gestellt, da klar ist, dass sie niemals wiederhergestellt werden kann.

Man kann sich daran stören, dass hier etwa ökonomische Faktoren keine Rolle zu spielen scheinen, die Familie bestens situiert ist, sich eigentlich um nichts Gedanken machen muss und so genug Raum für die Trauerarbeit hat. Aber das wäre meiner Meinung nach zu kurz gegriffen. Denn Moretti zeigt hier, was für ein singuläres Ereignis der Tod eines Kindes ist, auf das – unabhängig von sozioökonomischen Faktoren – niemand ausreichend gewappnet sein kann. Es geht hier nur um den unmittelbaren Impact dieses Ereignisses und nicht um den Rattenschwanz an daraus folgenden Problemstellungen wie etwa das Aufkommen für die Bestattung.

Bis zum Schluss bewahrt sich der Film seine unglaubliche Wärme, die nicht nur aus den Taten seiner Figuren resultiert, sondern ihren Ursprung natürlich auch in den warmen Bildern, im wohltuenden Score und der rührenden Musikwahl hat. Das große Aber kommt für mich dann bei Nanni Moretti selbst. Mir scheint, dass er hier schauspielerisch an eine Grenze geraten ist, er sich nur selten wirklich auf die Gefühlsebene der Trauer begeben konnte. Und das hat mich leider eher mehr als weniger herausgezogen.

★★★½☆

FR/IT, R: Nanni Moretti, D: Nanni Moretti, Laura Morante, Jasmine Trinca, Giuseppe Sanfelice, Trailer, Wikipedia
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