Gesehen: Where'd You Go, Bernadette (2019)
Als Betrachtung von Kunst und dem Schaffen von Kunst innerhalb einer kapitalistisch geprägten Gesellschaft ist das schon ganz nett. Wo hat echte Kunst noch Platz und wo überhaupt noch der Mensch? Dafür nimmt er durchaus auch diese überprivilegierte Schicht aufs Korn, deren Kinder Projekte und keine Menschen mehr sind, für die der Schein immer wichtiger als das Sein ist, in der ein enormer Konformitätsdruck herrscht und jeglicher Individualismus verschmäht wird.
Und trotzdem fühlt sich WHERE’D YOU GO, BERNADETTE nach Walter Mitty für noch viel privilegiertere Menschen an. Natürlich will ich Menschen, die unter keinerlei ökonomischem Druck mehr stehen und niemals mehr stehen werden, nicht absprechen, dass auch sie in psychische Krisen geraten können. Absolut nicht. Doch es gehört auch zur Wahrheit, dass sie sich Zeit und Raum, um damit angemessen umzugehen, sehr leicht erkaufen können – und andere eben nicht. Diesen Umstand würdigt Richard Linklater hier keines Blickes. Ihm fehlt der Blick für systemische Zusammenhänge und Ungerechtigkeiten. Und das lässt schließlich nur müde lächeln.
★★½☆☆