Gesehen: La Chimera (2023)

Gesehen: La Chimera (2023)
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Der ganze Vibe, die zeitweilige Dekonstruktion von Ort, Raum und Zeit hat mich im allerbesten Sinne oft an Angela Schanelecs MUSIC (2023) erinnert. Von dieser fantastischen Entrückheit habe ich mich gerne in Beschlag nehmen lassen – genauso wie von dem Sujet des Menschen, der irgendwo, irgendwann und irgendwie seinen Platz im Leben verloren hat, der mit dem Verlust zweier großer Lieben leben muss, der dem ewigen Fegefeuer gleich für immer mit diesem Ort verbunden sein wird, obwohl es dort nichts mehr gibt, dem er sich verbunden fühlen kann.

Davon abgesehen habe ich auch viel über das Erstarken des italienischen Postfaschismus nachdenken müssen. Der offensichtlichste Anhaltspunkt dafür war natürlich die von Alba Rohrwacher gespielte Figur, die wahrscheinlich nicht komplett zufallslos Meloni-blonde Haare hat. Sie beutet ohne mit der Wimper zu zucken die ökonomisch und gesellschaftlich sowieso schon Benachteiligten aus und verscherbelt wortwörtlich ohne jeden Respekt und jede Achtung die Vermächtnisse der italienischen Geschichte.

Das Bild der instrumentalisierten Grabräuber*innen, die den Ausverkauf der (zivilisatorischen) Errungenschaften ihrer Vorfahr*innen betreiben bzw. ökonomische Zwänge keine Alternative zulassen, passt natürlich auch auf die Bestrebungen der Faschistinnen und Postfaschist*innen. Die Nähe zum industriellen Großkapital, das ob sicherer Profite liebend gerne mit Menschenfeind*innen anbandelt und das moderne Äquivalent zu Brot und Spielen finanziert, sowieso.

Das ist alles eigentlich ziemlich finster. Aber Alice Rohrwacher lässt sich ihren Glauben an eine bessere Zukunft, an die Möglichkeit der Utopie nicht verbieten. Dafür trägt sie mit der – zugegebenermaßen nicht unbedingt subtil „Italia“ getauften Figur – Sorge, die sich letztlich in einem verwaisten Bahnhofsgebäude, das „der Öffentlichkeit, allen“ gehört zusammen mit anderen Frauen und ihren bzw. deren Kindern ein eigenes kleines Paradies aufbaut.

★★★★☆

FR/IT/CH, R: Alice Rohrwacher, D: Josh O'Connor, Carol Duarte, Alba Rohrwacher, Isabella Rossellini, Vincenzo Nemolato, Trailer, Wikipedia
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