Gesehen: Saint Maud (2019)
Das Hinwenden zum religiösen Fanatismus spielt hier eine – zu meiner Überraschung – sehr untergeordnete Rolle. Es ist jedoch ein effektives metaphorisches Werkzeug, wenn es darum geht, das Gefühl des zunehmenden Fremdseins in der eigenen Haut, der eigenen Welt, des eigenen Umfelds zu transportieren.
Maud fühlt eine so starke Verbindung zu Amanda, weil sie sich in einem ähnlichen Prozess befindet. Nur, dass Amanda keine Wahl zu haben scheint. Eine Krankheit drängt sie aus ihrem einstigen Leben und führt eine radikale Entfremdung herbei. Doch Mauds Trauma scheint sich anders zu manifestieren – und zwar als Dissoziation.
Letztlich sehen wir zwei zunehmend vereinsamende Frauen, die verzweifelt versuchen, sich an diesem Leben festzuklammern, dabei aber immer weniger Halt finden. Rose Glass fängt das in atmosphärischen, ruhigen, wunderschönen und poetischen Bildern ein, die in ihrer Ästhetik oft an Edward Hoppers Gemälde „Nighthawks" haben denken lasen, das sich passenderweise ebenfalls mit Vereinsamung auseinandersetzt.
★★★★☆