Kinotagebuch: Civil War (2024)
Es hat ein Weilchen gedauert, bis der Film bei mir als Satire geklickt hat. Weil sonderlich feinsinnig ist es nicht unbedingt…
…die New York Times als alten, fußlahmen und übergewichtigen Reporter zu inszenieren.
…Nick Offerman in der Rolle des Präsidenten ein paar Trump nicht ganz unähnliche Dinge sagen zu lassen.
…aus Wagner Moura einen zynischen Haudegen zu machen, der sich nur mit um die Ohren fliegendem Blei überhaupt noch richtig spüren kann.
…Cailee Spaeny als noch nicht korrumpierte und von ihren Idealen getriebene Jungjournalistin an die Hand von Kirsten Dunst in der Rolle der abgebrühten Starfotografin zu geben.
Das sind alles Bilder, Rollen und Anordnungen, die wir schon zur Genüge kennen. Dazu wagt es Alex Garland nicht, die grundlegenden Elemente seiner dystopischen Zuspitzung zu etwas Größerem weiterzudenken. Nur das macht den Film nicht unbedingt schlecht. Denn Garland weiß CIVIL WAR im genau richtigen Moment zu kippen, seinem Publikum einen harten Realitätsabgleich zu verpassen und klarzumachen, dass sich im Schatten der vermeintlichen Absurditäten Menschen ganz real bis zum Äußersten radikalisieren.
Außerdem gelingt es ihm, eine Liebeserklärung an Journalist*innen und ihre Arbeit zu formulieren, ohne dabei übermäßig pathetisch zu werden oder den kritischen Blick zu verlieren. Denn er nimmt ebenfalls die Rolle von Journalist*innen in bewaffneten Konflikten auseinander und diskutiert das Streben nach einer möglichst objektivierenden Berichterstattung bei gleichzeitiger Nähe zu und Abhängigkeit von einer der Konfliktparteien – etwa durch Embedding – und die Frage, ob Reporter*innen so selbst zu den Verlauf des Geschehens beeinflussenden Akteur*innen werden.
★★★½☆