Gesehen: Das Millionenspiel (1970)
Eine schmissige Geschichte sowohl über: Sensationslust, Gier und Hybris des Menschen. Wie Medienkonzerne nicht nur im aufmerksamkeitsökonomischen, sondern auch im monetären Sinne skrupellos Kapital daraus schlagen. Den aus sozialer Ungleichheit heraus entstehenden ökonomischen Druck, der Menschen dazu bewegt, sich für die Chance auf eine Million Mark in Lebensgefahr zu begeben. (Unterstrichen von der Tatsache, dass sich nach Ausstrahlung des Films tatsächlich Menschen beim Ersten meldeten, weil sie die Show für echt hielten und selbst teilnehmen wollten.)
Der Film kann sich zwar bis zum Schluss nie richtig entscheiden, ob er Mediensatire oder Medienkunst sein will, trifft aber nichtsdestotrotz unheimlich präzise Voraussagen: Die Nähe zwischen Medien und Gegenstand der Berichterstattung, die 18 Jahre später bei der Geiselnahme von Gladbeck für eines der dunkelsten Nachkriegskapitel Mediendeutschlands sorgte. Reality-„Stars“, die von Format zu Format durchgereicht werden. Die vermeintliche Unterhaltungslosigkeit von Hochkultur, was unterm Strich nur Nährboden für antiintelektuellen Trash ist.
Einen leicht bitteren Nachgeschmack hinterlässt die Tatsache, dass diese selbstausgewiesene Mediensatire erheblich an Selbstkritik spart und letztlich von einem sehr hohen Ross herunter mit dem Finger auf den Privatrundfunk zeigt.
★★★½☆