Gesehen: Les passagers de la nuit (2022)

Gesehen: Les passagers de la nuit (2022)
(c) eksystent distribution

Wow, was für eine wunderschöne, melancholische Erzählung von bedingungsloser Liebe und Solidarität innerhalb der Familie und unter Frauen. Von Menschen, die sich zum ersten Mal ihrer selbst ermächtigen, mit dem Schreiben ihrer eigenen Geschichte beginnen und sich von alten Zwängen freimachen.

Die Tochter, die mit ihrem Idealismus die Welt verändern will. Der Junge, der mit seiner sanften Seele keinen für ihn funktionierenden Platz unter Altersgenoss*innen findet und schließlich Ausdruck in der Poesie sucht. Die Drifterin, die sich eigentlich schon von der Welt abgewandt hat und in der unverhofften Gemeinschaft wieder Hoffnung findet. Die Frau, die erst von ihrem Mann verlassen und mit den Scherben ihrer Existenz – nach Jahren der Care-Arbeit ohne finanzielle Absicherung und berufliche Qualifikation – zurückgelassen wird, dann aber sprichwörtliches Licht im wortwörtlichen Dunkel der Nacht findet. Wie sie kaum erklärende Worte dafür findet und ihr eine Radiomoderatorin mit einem warmen „Ich verstehe“ ohne zu zögern die helfende Hand ausstreckt.

Formal hat mich der Film an den nur wenige Monate später zum ersten Mal aufgeführten AFTERSUN (2022) von Charlotte Wells erinnert. Beide Filme teilen sich die nostalgische Grundstimmung, deuten eine rückblickende Erzählperspektive an und bedienen sich stellenweise einer Homevideo-Optik.

Außerdem kann ich mir LES PASSAGERS DE LA NUIT sehr gut im Double Feature mit Filmen wie PRISCILLA (2023) vorstellen. Denn der etwa beginnt dort, wo Mikhaël Hers Film beginnt: mit dem Einstürzen der Gefängnismauern.

★★★★½

FR, R: Mikhaël Hers, D: Charlotte Gainsbourg, Quito Rayon Richter, Noée Abita, Megan Northam, Trailer, Wikipedia
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