Gesehen: Landscape with Invisible Hand (2023) - (Selbst-)Kritik im Sinne Adornos und Horkheimers
Kluge Beobachtungen, mäßige Erzählung

Ich finde, Cory Finley gelingen hier ein paar wirklich kluge und treffende Beobachtungen – besonders mit Bezug auf eine (unsere) kapitalistische Welt und libertäre Fieberträume. Die Ausgebeuteten zerfleischen sich eher gegenseitig als zu erkennen, dass es nicht die Klassenkamerad:innen, sondern die Kapitalist:innen sind, die ihnen wortwörtlich die Lebensgrundlagen rauben. Ein genügsames Leben können nicht diejenigen führen, die hart arbeiten, sondern nur diejenigen, die hart arbeiten lassen.
Wer eine Verzahnung von Wirtschaft und öffentlicher Hand – etwa durch die Privatisierung des Bildungssektors – vorantreibt, will nicht wirklich in Fortschritt investieren, sondern den von ihm:ihr Ausgebeuteten Bildung verwehren. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Profite weiterhin ungerecht verteilt werden.
Natürlich muss sich auch die Kunst kritisch damit auseinandersetzen – diese Forderung stellt Finley (auch an sich selbst) mit diesem Film. Wenn Kunstschaffende sich von Kapitalist:innen aushalten lassen, dann machen sie alles, nur keine Kunst schaffen, die an bestehenden Verhältnissen wirklich etwas ändern will. Dann schaffen sie Propaganda, ein kulturindustrielles Produkt im Sinne Adornos und Horkheimers. Kunst hat nur solange einen Wert für den Kapitalisten, solange sie den eigenen finanziellen und politischen Interessen zuträglich ist. Auch wer Filme innerhalb dieser Strukturen schafft, muss sich dieser Form der (Selbst-)Kritik stellen.
Wie gesagt: Viele kluge Gedanken und drängende Fragen stecken in diesem Film. Aus meiner Sicht gelingt es Cory Finley jedoch nie richtig, darum auch eine vereinnahmende Geschichte zu stricken. LANDSCAPE WITH INVISIBLE HAND ist dahingehend nämlich eher dünn, irgendwie vor sich hinplätschernd. Trotzdem habe ich es unterm Strich gemocht.
★★★☆☆

