Filme. (Netz-)Kultur. Medien. Undso. 🖖 Von André Pitz.

Gesehen: EO (2022)

André Pitz

Zuallererst will ich mal festhalten, wie wunderschön dieser Film fotografiert ist und wie erfrischend es nach ein paar aktuellen Mainstream-Filmen am Stück ist, derart gesättigte Farben im Bild zu sehen. Jedes Motiv – sei es in der Sommersonne oder im harschen Winter – strahlt eine einnehmende Wärme aus, durch ich mich direkt auf jeder Etappe des Esels angekommen gefühlt habe – ganz unabhängig von Traurigkeit und Tristesse der eingefangenen Momente. Das hat es mir umso leichter gemacht, mich auf diese Geschichte über Sehnsucht, Zugehörigkeit und Liebe einzulassen.

Interessant sind aber auch die kapitalismuskritischen Denkräume, die der Film abseits der Gefühlsebene eröffnet. Der Übersicht halber hier als kurze Liste:

· Es dauert nicht lange, da wird Eo durch Gerichtsvollzieher aus seinem Umfeld im Zirkus gerissen. Das ließe sich durchaus als Metapher für Enteignungen aus links-utopischer Perspektive lesen. Denn so offenbart der Film das kranke System, denn aus einem Ausbeuterloch einfach zur nächsten nach kapitalistischer Verwertungslogik arbeitenden Maschinerie geschoben wird, profitiert wieder nur das so weiterhin unverändert laufende System.

· Das vermeintliche Paradies erreicht der Esel zwischenzeitlich mit einem Hof, auf dem offenbar mit Kindern mit kognitiven Beeinträchtigungen gearbeitet wird. Doch der Schein trügt, denn es sind genau diese Menschen, die im Kapitalismus entweder eiskalt nicht mehr produktiver Teil einer Gesellschaft sein können oder dreist in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen ausgebeutet werden. Der Esel verschwindet.

· Eo wird von Hooligans brutalst zugerichtet und springt dem Tod in einer Tierklinik oder einem Tierheim offenbar nur knapp von der Schippe. Helfen wolle man dort den Tieren. Doch auch dort muss Eo nach seiner Genesung direkt wieder einen Karren durch die Gegend ziehen. Wert hat nur, was Wert schaffen kann.

All das und noch viele weitere Beispiele sind angesichts dessen, wonach der Esel anscheinend strebt, super traurig. Aber EO ist auch mit vielen einigen herrlich situationskomischen Momenten gespickt, die den Löffel einer Welt am Rande des Abgrunds mit Zucker füllen.

★★★★☆

🇮🇹/🇵🇱, R: Jerzy Skolimowski, D: Sandra Drzymalska, Isabelle Huppert, Lorenzo Zurzolo, Mateusz Kościukiewicz, Tomasz Organek, Lolita Chammah, Agata Sasinowska, Anna Rokita, Anna Rokita, Gloria Iradukunda, Trailer, Wikipedia, Foto: Rapid Eye Movies

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