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Filmkritik

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Kinotagebuch: Miroirs No. 3 (2025) - Echo des Schmerzes

Christian Petzold inszeniert eine in tausend Teilen zersprungene Vase und die Frage, wie die wieder zusammenzusetzen ist.

Kinotagebuch: Miroirs No. 3 (2025) - Echo des Schmerzes
Foto: Schramm Film, Piffl Medien

Ein ganzer Film als Summe unendlich vieler Echos einer unwiederbringlichen Vergangenheit, in der scheinbar nur Schmerz begraben liegt. Dieser Schmerz, dieser damit zusammenhängende Verlust bricht sich Bahn in vielen, kleinen unscheinbaren Momenten – durch das Knarzen der Holzdielen an dieser einen bestimmten Stelle, durch die zufällige Berührung, wenn man sich beim Aufräumen der Küche aneinander vorbeidrückt, durch ein abgewetztes T-Shirt und diese verstimmte Saite des Klaviers.

Christian Petzold weiß, wie er das auf den Punkt genau inszeniert. Er watet nicht im Trauma umher, er wehrt sich gegen jegliche Rührseligkeit und legt eine ganz wesentliche emotionale Ebene frei – völlig in sich selbst

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Gesehen: Killer Joe (2011) - Gelungener Gaze

William Friedkin irritiert und provoziert klug durch seine Kameraführung. Nur Emile Hirsch und Thomas Haden Church hätten vorher noch mal einen Schauspielkurs besuchen sollen.

Gesehen: Killer Joe (2011) - Gelungener Gaze
Foto: WVG Medien

Am Anfang war ich super irritiert davon, wie teilweise genüsslich und in durchgehend „unpassenden" Momenten die Kamera Juno Temples Figur sexualisiert wird. Doch dann beginnt der Film relativ schnell damit, mit offenen Karten zu spielen. Teil dessen ist auch der Male Gaze, in dessen Falle der Film nie tappt, sondern ihn stattdessen umfunktioniert und als bewusste Irritation positioniert.

KILLER JOE ist ein Film über Männer, die Frauen ausschließlich als Objekte, die man besitzen kann, betrachten. Es ist jedoch nicht nur die wortwörtliche Hand des Mannes, die hier die Gewalt über Frauen hat. Es sind auch Blicke, die selbst übergriffig und

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Gesehen: Black Dog (2024) - Verordnete Vorfreude

Ein Film, dessen Form bereits als Widerstand gegen sich das im Hintergrund abspielende Unheil zu begreifen ist.

Gesehen: Black Dog (2024) - Verordnete Vorfreude
Foto: Filmwelt Verleihagentur

Eigentlich ein Film, der sich komplett im Hintergrund entfaltet – nicht verdeckt, aber verschleiert als symbolhafte Inszenierung eines individuellen Schicksals. Schon in seiner Form wird der Film damit zum Bollwerk gegen das, was sich im Hintergrund abspielt: die Entmündigung und Verdrängung des Individuums, um Platz für eine unmündige und deshalb handlungsunfähige Masse zu schaffen.

Der Film beschreibt vor der Kulisse der bevorstehenden Olympischen Sommerspiele in Peking 2008 im übertragenen Sinne, wie in China Gesellschaftsumbau vollzogen wird: zentral und aus der Ferne angeordnet, transportiert durch Fernsehen, Radio und Lautsprecherdurchsagen. (Vor-)Freude ist etwas, das angeordnet wird und nicht organisch entsteht.

Wer das

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Gesehen: Pina (2011) - Kollektive Ekstase

Hier geht es nicht nur darum, Pina Bausch ein titanisches Monument zu schaffen.

Gesehen: Pina (2011) - Kollektive Ekstase
Foto: Warner Bros Home Entertainment

Die Momente, die hier klar in 3D gedacht wurden, springen einem regelrecht ins Gesicht und man kann erahnen, was diesem Film ohne diesen Effekt alles abgeht. Trotzdem gelingen Wim Wenders hier Einstellungen, die auch ohne dieses bildtechnische Feature gelingen, weil sie extrem gut die Dreidimensionalität von Tanz mit einer zweidimensionalen Rezeption verschränken.

Vor allem die Momente kollektiver Ekstase kommen da besonders gut zur Geltung. Denn sie schaffen es, die Ekstase nicht nur als auf das Publikum überschwappendes Gefühl zu beschreiben, sondern eben auch als kollektive Erfahrungen, die die Tänzer*innen auf der Bühne machen.

Ich finde es immer nicht so

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Gesehen: Woodlands Dark and Days Bewitched: A History of Folk Horror (2021) - Darlings auf Gemeinplätzen

Aufgeblasen, übermäßig deskriptiv und doch einen interessanten Take zu Filmen wie „Candyman" (1992) an die Oberfläche befördernd.

Gesehen: Woodlands Dark and Days Bewitched: A History of Folk Horror (2021) - Darlings auf Gemeinplätzen
Foto: Severin Films, NSM Records

Wir haben alle alles sagen lassen und auch alle dabei gefilmt, also kommt es auch in unseren Film – so repetitiv und mitunter belanglos es auch sein mag. So jedenfalls haben sich diese 193(!) Minuten für mich angefühlt. Das ist natürlich übertrieben, aber hier sind trotzdem nicht genug Darlings über die Klinge gesprungen.

Mindestens die Hälfte des Films ist mit „Und dann" beschäftigt, vergisst dabei aber das „Und deshalb" weitestgehend. Es wird beschrieben, dass etwas passiert ist, aber meist nicht, warum etwas passiert ist. Erst, als die Motive in der Filmgeschichte klarer und offensichtlicher werden und sich damit leichter in Bezug

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Gesehen: Planet B (2024) - Thiels Wunschtraum

Der Horror liegt hier nicht in einer fernen Dystopie begründet, sondern darin, dass dieser Weltzustand nur einen Lidschlag entfernt scheint.

Gesehen: Planet B (2024) - Thiels Wunschtraum
Foto: Splendid Film

Aude Léa Rapin legt den Finger präzise in die zahlreichen offenen Wunden unserer Zeit, indem sie ausgewählte Aspekte, Phänomene und Entwicklungen gerade so weit weiterdenkt, dass sie zu jeder Zeit immer noch in Griffweite scheinen. Der Horror liegt hier nicht in einer fernen Dystopie begründet, sondern darin, dass dieser Weltzustand nur einen Lidschlag entfernt scheint.

In dieser Welt gehen Plattform- und Überwachungskapitalismus Hand in Hand mit politischer Repression. Das Schaffen von rechtsfreien und außergerichtlichen Räumen, in denen Schattenbehörden frei von Regulierung und öffentlicher Kontrolle agieren, ist natürlich längst keine ferne Zukunftsmusik mehr. Allerspätestens in der Folge des 11. Septembers 2001

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